Spieglein, Spieglein an der Wand

Wer ist der größte K(l)einkünstler im ganzen Land? 

Spiegel

(Foto: Christopher Ortmann)

Nee… Schneewittchen, sorry, es geht heute leider nicht um dich, auch wenn dein Märchen ein Beispiel für Gewalt an Frauen ist. Deine Stiefmutter beauftragte einen Jäger, der dir als Kind deine Organe herausreißen sollte, damit sie die Schönste bleibt. Und überlebt hast du nur, weil du den 7 Zwergen hinter den sieben Bergen den Haushalt geschmissen hast. Dann kam die Stiefmutter zurück mit einem vergifteten Apfel, der dich getötet hat und wäre dieser Prinz nicht gewesen, dann wäre deine Geschichte tödlich ausgegangen.

Die Spitze des Eisberges

Morde sind immer grausam, egal welches Geschlecht betroffen ist. Ich möchte jedoch heute den Fokus auf die strukturelle Gewalt gegen Frauen richten. Tamara Funiciello sagte passend zum Thema: „Gewalt gegen Frauen ist wie eine Pyramide. Sie beginnt beim sexistischen Witz und der Belästigung und endet mit Vergewaltigung und Ehrenmord.“ („Tamara Funiciello: Ich lasse mich nicht zum Schweigen bringen“, Renato Beck und Andrea Fopp, TagesWoche, 03.09.2018)

Die Spitze des Eisberges der strukturellen Gewalt gegen Frauen sind sogenannte Ehrenmorde und Femizide. Jegliche Verharmlosung von Gewalt trägt dazu bei, dass wir Grausamkeiten als „normal“ wahrnehmen. Was konnte ich früher über Bodo Wartkes Lied „Ja Schatz!“ lachen. Mittlerweile bleibt mir das Lachen im Hals stecken.

Sehr geehrter Herr Bodo Wartke, Sie kommen doch aus Bad Schwartau? In der ZEIT wurden alle Femizid Fälle von 2018 aufgelistet, darunter auch einer aus Ihrer Heimatstadt:

„110. Bad Schwartau (Schleswig-Holstein) Vor Gericht verliest er mit zittriger Stimme eine dreistündige Erklärung. Seine Frau, erfolgreiche Ärztin, habe ihn immer unter Druck gesetzt. Im gemeinsam bewohnten Reihenhaus schlägt er sie erst mit einem Kaffeebecher zu Boden, dann sticht er auf sie ein. Als die Klinge des Messers abbricht, greift er sich ein größeres Messer. Der siebenjährige Sohn steht daneben und sagt: „Tu Mama nicht weh!“

107. Magdeburg Sie waren seit 56 Jahren verheiratet. Ihr gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich, ihr Mann kümmerte sich um sie. Er überrascht sie im Schlaf, schlägt ihr mit einer Axt mindestens sechsmal auf den Schädel, fügt ihr dann noch mit einem Messer tiefe Schnitte mit einem Messer am Hals zu. „Ich wollte uns vor weiterem Leid befreien“, sagt er vor Gericht. Tötung auf Verlangen, lautet das Urteil. Sie wurde 76 Jahre alt.“ („Frauenmord: Von ihren Männern getötet“, Elisabeth Rather und Michael Schlegel, 04.12.2019)

Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Wenn ja, wie konnten Sie als Künstler, der sich für universelle Menschenrechte einsetzt und politisch Stellung bezieht, diese Mordfantasie guten Gewissens am 3.Dezember 2019 im Konzerthaus in Freiburg spielen?

Ich habe eine Bitte an euch alle: (Dieser Artikel beinhaltet explizite Darstellung von Gewalt) Lest den Artikel mit allen 122 Fällen von Frauen, die von ihren (Ex)Partnern getötet wurden: „Frauenmord: Von ihren Männern getötet“, Elisabeth Rather und Michael Schlegel, ZEIT, 04.12.2019

Lest diesen Artikel und haltet die Ohnmacht aus. Ja, diese Fälle sind wahr. Ja, wir haben ein Problem. Ein großes Problem! Gewalt an Frauen ist real und wir müssen endlich hinschauen, zuhören, Hilfe anbieten, Warnzeichen erkennen, Veränderungen schaffen!

#KeineBühneFürGewalt ist eine Petition, die wach machen soll. Es ist unfassbar, dass ein K(l)einkünstler sich mit einem Femizid Lied „Freundin in der Tiefkühltruhe“ bei einem Studentischen Kleinkunstpreis bewirbt und eine Bühne dafür bekommt.

Danke an alle Unterstützer*innen, die bereits die #KeineBühneFürGewalt http://www.change.org/KeineBuehneFuerGewalt Petition unterschrieben und geteilt haben! Sie haben übrigens fast alle einen Kleinkunstpreis verdient für die treffenden und witzigen Kommentare zu dieser Petition. Ich hatte großen Spaß sie zu lesen und habe mich gefreut wie einfallsreich Menschen sein können!

Hier ist ein Auszug der besten Kommentare zur Petition 

Michael Schumann: „Ja gehts noch, ihr Kleinkünstler? Oder vielleicht doch eher Stammtischzotenreisser? Preisfrage: Was hat die Jury da wohl vor dem Votum „18/19“ geraucht? Ist die Basler Fassenacht jetzt auch in Freiburg angekommen? Fragen über Fragen, bitte nicht antworten, das machts nur noch schlimmer!“

Gerhard Meyer: „Albert-Ludwigs-Universität umbenennen in
Mario- Barth-Vulgär-Comedy-Schuppen.
Das ist ganz KLEIN, aber keine KUNST“

Annette Weiler: „Danke, dass Sie diese Petition gestartet haben Frau Wiese. Die geistige Reife von Menschen die solche Texte verfassen muss bei mindestens -10 liegen, anders kann man sich derart kranke Texte nicht erklären. Auf welches Niveau sich die Universität Freiburg damit begibt muss man wohl nicht benennen. Abartig pervers. Empathievermögen für Betroffene = 0. Widerlich.“

Christa Oemisch: „Ein K(l)einkünstler, der einen Preis gewinnen möchte, sollte seine Pubertät bereits hinter sich haben. Ebenso diejenigen, die eine Preisver-gabe verantworten müssen. Schämt euch alle für euer Frauen verachten-des Verhalten! Vielleicht sollte es an der Uni Freiburg Seminare zum Thema „Was ist Humor?“ geben, wenn sie nicht von selbst drauf kommen.“

Michael Machnik: „Demnächst auch Witze über Kindesmissbrauch?“

Harald Wieczorek: Weil ich sexuelle Gewalt und Übergriffe ablehne“
Alicia Guignet: „Ich finde das unerträglich!!! Ich bin definitiv ein weltoffener, freigeistiger Mensch, ich liebe makaberen und schwarzen Humor, und ich schaue auch, zum Beispiel, Tarantino Filme… Aber das ist unerträglich!!! Die Beispiele, die ich hier lesen musste, spotten der Gewalt und dem Mord an Frauen in triumphierendem, euphorischem, spöttischem Tonfall, im Tonfall eines Siegers, der sich völlig im Recht sieht, der die Abweisung der Frau als Unrecht und Ungerechtigkeit empfindet, der somit denkt, durch der Mord an ihr sei somit gerecht/-fertigt, und stelle die Balance wieder her!!! Das ist kein Humor, das ist keine Satire, das ist definitiv keine Kunst!!!
Das ist verächtlich und diskriminierend, todesverächtlich, sozusagen…
Es ist einfach nur verachtenswert!!!
Für solche Machwerke darf es keine Preise und Ehrungen geben!!!
Ich schließe mich der Forderung vollumfänglich an!!!“

Edith Huland: „Man fragt sich wer mehr gestört ist – der Preisträger oder die Verantwortlichen der Universität, die die Preisverleihung veranlasst haben! Unfassbar!“

Michael Letzsch: „Schwerste Verbrechen wie Vergewaltigung und Femizide dürfen nicht auf der Bühne verherrlicht und verniedlicht werden!“

Gottfried Karenovics: „Solch eine ungeheuerliche Entgleisung der Moral hätte ich nie von der Universität Freiburg erwartet, an der ich etliche Jahre studiert habe.

Das ist kein Ruhmesblatt für diese alt-ehrwürdige Uni, wahrlich nicht!!“

Gunnar De-Bruer: „Ich bin völlig angewidert von solch pervertierten Dingen,was kommt denn als nächstes ?! Ein Preis für 10 fachen Mord,oder wer hat am übelsten Gemordet und bekommt dafür den Preis für den schönsten Massenmörder der letzten zwei Jahre ?! Ich hoffe doch sehr das die Verantwortlichen eines Tages für diese Sauereien zur Rechenschaft gezogen werden und dass knall hart !!!“

Marion Ahl: „Unfassbar. Weil viele Männer mit kleinem Ego nicht ertragen können, sitzengelassen oder betrogen zu werden, maßen sie sich an, das Leben ihrer einstigen „Geliebten“ auszulöschen (was Frauen auch ständig passiert, ohne dass sie im Umkehrschluss ihren Partner/Expartner dafür töten). Selbst wenn enttäuschte Liebe in Hass umschlägt, gibt das keinem Menschen das Recht, einem anderen Menschen das Leben zu nehmen. Dies zu veralbern oder mit in Songtexten festgehaltenen absurden Ideen verirrte Geister möglicherweise zu solchen Handlungen anzuregen, ist mehr als geschmacklos. Wenn es nicht traurige Realität wäre, müssten wir diese Petition nicht unterstützen.“

Ursula Nöthen: „Eine renommierte Universität und dann sowas! Ich war entsetzt, als ich die Songtexte gelesen habe. Wie konnte im Namen der Uni so ein Faux Pas passieren? Unfassbar!“

c.adlow: „Leute, Leute, Leute. Wer hat denn so etwas „durchgewunken“. Es sollte doch mittlerweile allen klar sein, das die besten Freunde von Kollegah und Farid Bang nicht auch noch ausgezeichnet werden. Und dann noch von Akademikern. Das ist ohne Worte.“

Antonia von Fürstenberg: „Für so was Dummes und Ekliges gibt es an der Uni Freiburg Preise? Habt ihr nichts besseres? Intelligenter, witziger, kunstfertiger, politischer statt dieses dumpfe Stammtischgegröle von gewaltbereiten Möchtegernmachos?“

Anette Pollmer: „Auf was wird denn bei der Preisverleihung eigentlich geachtet? Auf den Liedtext wohl nicht. Armutszeugnis der Uni.“

Christine Neidhardt: „Geschmacklos und keineswegs vorbildlich!! Die Uni Freiburg sollte mal ihre Wertvorstellungen von Frauen überprüfen!!!“

Karin Schnitzlein-Liebhäuser: „Ich hasse diese Verherrlichung von Feminizid und Vergewaltigung. Der Preis zeigt jedoch, wessen Geistes Kind die Zuständigen der Uni Freiburg sind. Frau beachte auch diesen Satz: Er wendet sich gegen jede Form von Intoleranz, Antisemitismus, Extremismus, Fremdenfeindlichkeit, Populismus und Rassismus. Sexismus ist nicht dabei. Was sollen wir also erwarten?“

Lisa Z.: „(…) Erinnert mich stark an den Integrationspreis für Bushido.“

Karl-Heinz Knauß: „Wer so ein Gedankengut in die Welt setzt dem fließt wirklich die Scheiße durchs Hirn. Voller Hochachtung dürfen wir nie vergessen was unsere Mütter für uns getan haben. Frauen als Objekt der Lustbefriedigung zu degradieren ist wirklich pervers! (…)“

Petra Köthke: „Ich unterstütze die Petition , weil ich Gewalt gegen Frauen und Mädchen verabscheue und es alles andere ist , als künstlerische Freiheit…..es ist widerlich und abstoßend.“

Ursula Neuss: „Ich unterschreibe, weil solche Witze deplatziert sind und gewaltbereite Sexualität verherrlichen.“

Vera Pedersen: „Das ist ja unglaublich, dass jemand für so einen Text auch noch einen kleinkunstpreis erhält?!?!? Geht es noch!!!!!! Lustig ist anders, nämlich, wenn auch Frauen darüber lachen können. Dieser Text ist ja eine Einladung für Männer, Frauen Gewalt anzutun und sie anschließend noch zu verhöhnen. Daumen runter für solche Art von künstlerischer Intelligenz und Darstellung!!!!!!!“

Ekkard Heydenreich: „Die Welt kann diese Menschen verachtenden nicht wirklich brauchen. Wie kann man auf die Idee kommen, das auch noch zu prämieren?
Das würde ich gerne ganz explizit erklärt bekommen. Was ist das für eine Jury ?“

Andreas Fritzsch: „Abgesehen davon, dass ich gegen Gewaltausübung jeglicher Art bin… Ich verstehe nicht, wie man für derart besch… (Entschuldigung!) Texte überhaupt irgendeinen Preis vergeben kann. Das sind Texte fürs Klopapier von Machos, bestenfalls…“

Dorit Schmidt: „1) Zustimmung: Sexistische Kackscheiße
2) Stellungnahme: üblicher Demontageversuche bei Widerstand und Widerworten von Frauen 3) 1. u. 2. Preisträger: noch ignorant oder doch schon doof
4) Jury: wie 3)
5) Publikum: wie 3)“

Rüdeger Cuwie: „Keine Ahnung, was sich die Autoren der hier zitierten Texte dabei gedacht haben. Die sind jedenfalls nicht lustig und auch keine Kunst, sondern eklig und gewaltverherrlichend. Ich kann darin keine Satire entdecken. Für was haben diese Leute die Preise nur bekommen???“

Tatjana Jobbes: „Wo bitte ist bei solchen Texten Witz und Ironie ? Dafür sollten keine Preise vergeben werden, sondern man kann sich ü b e r – geben.
Einfach nur widerlich !“

S.-Chr. Evenius: UNGLAUBLICH! Ich frage mich, was da für Juroren entschieden haben?? Kleingeistigkeit statt Kleinkunst!“

Roland Vitzthum: „Ich unterzeichne, weil allein die „Preise“ ein Witz sind. Der Text ist kein Lied, sondern eine Katastrophe. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass die Trophäen zurückgegeben werden müssen. (…)“

Sabine Holte: „Und ich dachte immer zwischen Kunst und Gewaltverherrlichung gäbe es deutliche Unterschiede. (…) Frauen- und Mädchenrechte sind Menschenrechte. Es muss aufhören, dass sexuelle und körperliche und auch verbale Gewalt gegen Frauen und Mädchen verherrlicht wird. Wir haben hier in Deutschland wirklich eine besondere Macho-Kultur und brauchen absolut nicht mit den Fingern auf andere Länder zeigen!ch nicht um Kleinkunst, eher um Kleingeist, ganz, ganz klein im Geist.“

Nico R: „Ernsthaft? Solch völlig verfehlter Pennäler“humor“ findet nicht nur eine Bühne, sondern auch noch Anerkennung durch Preise? Wenn die Stücke wenigstens eine bissige Satire auf Menschen, die so denken, wie in den Songs beschrieben, wären…“

Anita Kanitz: „Frauen- und Mädchenrechte sind Menschenrechte. Es muss aufhören, dass sexuelle und körperliche und auch verbale Gewalt gegen Frauen und Mädchen verherrlicht wird. Wir haben hier in Deutschland wirklich eine besondere Macho-Kultur und brauchen absolut nicht mit den Fingern auf andere Länder zeigen!“

Jennifer Behrnd: „Humor nennt sich das?
Geschmacklos und durchgeknallt nenne ICH das!“

Rose Müller: „Es ist wirklich nur widerlich was da geschieht. Und dafür gibt es Preise, Auszeichnungen? Wie weit ist unsere Gesellschaft gesunken!“

Peter Müller: „Das Wort „Humor“ muss in Deutschland (vermutlich nur hier) mit großem Argwohn betrachtet werden. Irgendwie endet es immer mit Schenkelklopferwitzen. Und die Masse – auch so ein Kuriosum; in größeren Gruppen scheint die Verblödungswelle unaufhaltsam – brüllt am lautesten, wenn der untere Rand der Gürtellinie erreicht ist. Aber hier geht es ja nicht einmal um diese zweifelhafte Art und Weise sich ein Prädikat zu „verdienen“, sondern schlichtweg um Diskriminierung, um Rassismus, um Gewalt gegenüber der gesamten Gesellschaft. Es sind ja nicht nur Frauen, die angegriffen werden, auch ich fühle mich von meinen „Stammesgenossen“ beleidigt und angegriffen – Stichwort Fremdschämen. Hier ist eine Gesamtgesellschaftliche Ächtung erforderlich, gesetzliche Regelungen sind ungenügend: Gegen Imbissbudenintelligenz gibt es keine tauglichen Mittel. Die verantwortlichen „Preisverleiher“ sind in der Pflicht. Denen gehört mächtig auf die Füsse getreten.“

Claudia Vogt-Doths: „Wo ist die Grenze der Toleranz…oder gibt es keine und es zählt nur die Ignoranz und Dreistigkeit. Mit Kunst oder Kleinkunst hat das nichts zu tun“

Michael Hirzinger: „Bei diesem Kleinkunstpreis ist die Grenze der Toleranz eindeutig weit überschritten. Über Kunst kann man sich bekanntlich streiten, aber für mich als Mann, der die Frauen schätzt, hat das mit Kunst nichts mehr zu tun.“

Georg Sturm: „verkehrte Welt: anstatt die unfassbaren Texte zu ächten und ihre dummdreisten Schöpfer zu bestrafen, werden diese auch noch mit Preisen bedacht – ich fass es nicht!“

DANKE für Ihre Unterstützung

#KeineBühneFürGewalt http://www.change.org/KeineBuehneFuerGewalt

Jorinde Wiese

 

 

Ein Gedanke zu „Spieglein, Spieglein an der Wand

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