Universität Freiburg schwingt die Nazi-Keule: Seid nicht wie TrueFruits

Kunstfreiheit versus Nazizensur?

Anlässlich der Kritik zur Vergabe des Kleinkunstpreises 2018 und 2019 an Florian Wagner und Alex Döring, sah sich die Universität Freiburg veranlasst eine Stellungnahme zu schreiben. (Vorsicht schwingende Nazi-Keule!)

Stellungnahme der Universität Freiburg:

Wir begrüßen und fördern Debatten über Fragen von gesellschaftlicher, kultureller und politischer Relevanz. Die Zeit, in der die Meinungsfreiheit mit Zensur und Verboten eingeschränkt wurde, war das dunkelste Kapitel der Freiburger Universitätsgeschichte.

07.12.2019

Liebe Universität Freiburg,

Das ist bitte nicht euer Ernst. Die berechtigte Kritik an der Vergabe von zwei Preisen an zwei K(l)einkünstler, die Gewalt an Frauen auf der Bühne lächerlich machen und Themen wie Vergewaltigung und Femizid besingen, wird in Ihrer Stellungnahme nicht nur kleingeredet, sondern Sie stellen meine Petition #KeineBühneFürGewalt in die rechte Ecke. Da passe ich nicht rein und ich widerspreche Ihnen! 

Seid nicht wie TrueFruits! Eine Analyse von Beatrice Frasl: „True Fruits beschwört im Text die rechtspopulistische bis rechtsextreme Bedeutungsebene der „linken/feministischen Meinungsdiktatur“ herauf: „Sie streben die Diktatur darüber an, welcher Humor, welche Meinung erlaubt ist und welche nicht“, heißt es. In rechtspopulistischer Manier wird ein Bedrohungsszenario konstruiert, gegen welches es sich zu wehren gilt: „wir“ vs „die anderen“. „Wir“, die nicht mehr denken und sagen können, was sie subjektiv für Wahrheit halten,  „die anderen“, die mit Political Correctness über „uns“ drüberfahren.“ („So funktioniert das perfide Marketing von True Fruits – und so zeigt sich der Widerstand im Netz“, Beatrice Frasl, STERN, 19.08.2019)

Gerhard Meyer kommentiert am 07.12.2019 unter das Update zur #KeineBühneFürGewalt Petition:

„Eine deutsche UniLeitung reagiert wie die AfD: Wenn mensch ihre Aktionen geißelt und um Abänderung im Sinne der Menschlichkeit nachsucht, kommt die Keule der Meinungsunterdrückung und die „dunkelste Zeit“ als Retourkutsche. Diese Methode ist hinlänglich bekannt. Liebe Uni-Leitung, es ist keine Zensur, jemanden zu sagen, diese Darbietung passt gar nicht in unser Umfeld und es ist kein Verbot, so jemanden gar nicht erst einzuladen. Er darf ja seine Fäkalien sonst überall ungestraft verbreiten. Was Sie betreiben, werteste Uni Freiburg, ist entweder gedankenlose libertäre Anarchie ohne wissenschaftliche Verantwortung oder, und das wäre furchtbar, die Verbreitung frauen- und damit menschenfeindlicher Ansichten durch humorpopulistische kleine Künstler. Übrigens: Bislang ist mir die Uni Freiburg bundesweit nur durch ihren Sportarzt-Skandal aufgefallen.
Aber sie arbeitet an weiteren überregionalen Auffälligkeiten.“

Spiegel

(Foto: Christopher Ortmann)

Stellungnahme der Auswahl-Jury:

Kunstformen wie die Satire jedoch betreiben Tabubrüche, um der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Das trifft sowohl bei Florian Wagner als auch bei Alex Döring zu. Das Bewerbungsvideo, mit dem sich Alex Döring bei uns vorgestellt hat, wurde von uns in der Kategorie „Schwarzer Humor“ verortet. Das Wesen des Schwarzen Humors ist es, böse zu sein und Grenzen zu übertreten. Und Stellung zu beziehen gegen eine als fehlerhaft und schlecht empfundene Wirklichkeit.

Spieglein, Spieglein an der Wand

Wenn Sie in den Spiegel schauen möchten, den die Gesellschaft Ihnen gerade vorhält, dann lade ich sie herzlich dazu ein die Kommentare zur #KeineBühneFürGewalt Petition zu lesen, die in dem Artikel „Spieglein, Spieglein an der Wand“ aufgelistet sind.

Hier ist eine kleine Auswahl an Kommentaren:

Harald Wieczorek: „Weil ich sexuelle Gewalt und Übergriffe ablehne“
Alicia Guignet: „Ich finde das unerträglich!!! Ich bin definitiv ein weltoffener, freigeistiger Mensch, ich liebe makaberen und schwarzen Humor, und ich schaue auch, zum Beispiel, Tarantino Filme… Aber das ist unerträglich!!! Die Beispiele, die ich hier lesen musste, spotten der Gewalt und dem Mord an Frauen in triumphierendem, euphorischem, spöttischem Tonfall, im Tonfall eines Siegers, der sich völlig im Recht sieht, der die Abweisung der Frau als Unrecht und Ungerechtigkeit empfindet, der somit denkt, durch der Mord an ihr sei somit gerecht/-fertigt, und stelle die Balance wieder her!!! Das ist kein Humor, das ist keine Satire, das ist definitiv keine Kunst!!!
Das ist verächtlich und diskriminierend, todesverächtlich, sozusagen…
Es ist einfach nur verachtenswert!!!
Für solche Machwerke darf es keine Preise und Ehrungen geben!!!
Ich schließe mich der Forderung vollumfänglich an!!!“

Edith Huland: „Man fragt sich wer mehr gestört ist – der Preisträger oder die Verantwortlichen der Universität, die die Preisverleihung veranlasst haben! Unfassbar!“

Michael Letzsch: „Schwerste Verbrechen wie Vergewaltigung und Femizide dürfen nicht auf der Bühne verherrlicht und verniedlicht werden!“

Gottfried Karenovics: „Solch eine ungeheuerliche Entgleisung der Moral hätte ich nie von der Universität Freiburg erwartet, an der ich etliche Jahre studiert habe.

Das ist kein Ruhmesblatt für diese alt-ehrwürdige Uni, wahrlich nicht!!“

Ursula Nöthen: „Eine renommierte Universität und dann sowas! Ich war entsetzt, als ich die Songtexte gelesen habe. Wie konnte im Namen der Uni so ein Faux Pas passieren? Unfassbar!“

c.adlow: „Leute, Leute, Leute. Wer hat denn so etwas „durchgewunken“. Es sollte doch mittlerweile allen klar sein, das die besten Freunde von Kollegah und Farid Bang nicht auch noch ausgezeichnet werden. Und dann noch von Akademikern. Das ist ohne Worte.“

Anette Pollmer: „Auf was wird denn bei der Preisverleihung eigentlich geachtet? Auf den Liedtext wohl nicht. Armutszeugnis der Uni.“

Christine Neidhardt: „Geschmacklos und keineswegs vorbildlich!! Die Uni Freiburg sollte mal ihre Wertvorstellungen von Frauen überprüfen!!!“

Karin Schnitzlein-Liebhäuser: „Ich hasse diese Verherrlichung von Feminizid und Vergewaltigung. Der Preis zeigt jedoch, wessen Geistes Kind die Zuständigen der Uni Freiburg sind. Frau beachte auch diesen Satz: Er wendet sich gegen jede Form von Intoleranz, Antisemitismus, Extremismus, Fremdenfeindlichkeit, Populismus und Rassismus. Sexismus ist nicht dabei. Was sollen wir also erwarten?“

Rüdeger Cuwie: „Keine Ahnung, was sich die Autoren der hier zitierten Texte dabei gedacht haben. Die sind jedenfalls nicht lustig und auch keine Kunst, sondern eklig und gewaltverherrlichend. Ich kann darin keine Satire entdecken. Für was haben diese Leute die Preise nur bekommen???“

Freundin in der Tiefkühltruhe – Alex Döring – NightWash Talent Award 2018 (05.11.2018, MySpass)

Stellungnahme der Auswahl-Jury: „(…) Im Zweifel für die Freiheit – das ist der Gedanke des Grundgesetzes. Die Kunst ist frei. Meinungs- und Pressefreiheit dient dazu, die Mächtigen zu entlarven  – und der Mächtige ist zum Beispiel bei Alex Döring der Mann, der nonchalant über die Tötung seiner Freundin berichtet. 

Es wird immer Grenzfälle geben. Aber Satire muss auch wehtun, sonst bleibt sie wirkungslos. Und im besten Fall löst sie Debatten aus. Diese Debatten begrüßen wir. Es kommt für die Jury jedoch nicht in Frage, die 2018 und 2019 vergebenen Kleinkunstpreise abzuerkennen.“

Wir reden aneinander vorbei. Ich möchte keine Diskussion anfangen was Satire ist und was nicht, auch wenn das in den zwei gegebenen Fällen sehr klar ist. Ich möchte auch nicht über Kunstfreiheit reden, denn die zwei besagten Künstler haben ja die Freiheit all das öffentlich zu singen und tun das auch weiterhin. Ich möchte darüber reden welcher „Kunst“ Sie als Universität eine Bühne bieten und welche „Kunst“ Sie mit Preisen auszeichnen. „Es wird immer Grenzfälle geben.“, schreiben Sie in Ihrer Stellungnahme.

Wann wäre Ihre Grenze überschritten? Heißen Sie auch „satirische“ Lieder über Kindesmissbrauch, Gruppenvergewaltigungen, Amokläufe, oder Ähnliches gut? Was wäre mit dem Sterben von Geflüchteten auf dem Mittelmeer? Wäre das auch witzig und Preis würdig? Was wäre mit dem Leugnen von Kriegsverbrechen, oder dem Holocaust? Wo sind Ihre Grenzen?

Die Sendung Brisant berichtete am 04.12.2019 in „Gangsta Rap auf dem Prüfstand“ über die Preisverleihung des Echos der Gangsta-Rapper Kollegah und Farid Bang: „Texte im Gangsta-Rap sind oft unter der Gürtellinie, das ist keine wirkliche Neuigkeit. Dennoch: Die Antisemitismus-Beauftragte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger will sich damit nicht abfinden.

Folgende Zitate werden in dem Beitrag genannt:

Mein Körper definierter als vom Auschwitz-Insassen“ (Kollegah und Farid Bang, „0815“)

Ich schick´deine Mama nicht auf den Kiezstrich, du Ehrenloser. Leider hat das Vieh nix zu bieten.“ (Kollegah, „Alphagenetik“)

Nutte, du hast gar nichts hier zu sagen. Ich muss weg und hab leider keine Zeit mehr dich zu schlagen.“ (Koolsavas, „Pimplegionär“)

Wären auch das legitime Liedtexte, die Sie gut heißen würden? Sehen Sie das Problem? Und für was (und wen?) stehen Sie mit Ihrer Stellungnahme ein?

Stellungnahme Universität Freiburg: „Strukturen, die Vielfalt, Pluralität und Offenheit ermöglichen, gilt es zu schützen. Die Kunst ist ein wirkmächtiges Mittel, um Themen auf ästhetischer Ebene zu verarbeiten und Diskussionen anzustoßen. Kunst fordert jede und jeden dazu auf, sich zu ihr zu positionieren und einen eigenen Standpunkt zu entwickeln.

Danke. Ja, genau das habe ich getan, nur leider scheinen Sie nicht im Ansatz zu verstehen was mein Standpunkt ist.

Wissen Sie eigentlich, dass die Saarbrücker Oberstaatsanwältin Frau Sabine Kräuter-Stockton hinter der #KeineBühneFürGewalt Petition steht? Just saying.

Für ihren Einsatz für Frauenrechte und ihren Kampf gegen häusliche Gewalt wird Sabine Kräuter-Stockton heute mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Die Saarbrücker Oberstaatsanwältin ist Mitglied der Strafrechtskommission des Deutschen Juristinnenbunds und wurde 2018 als deutsches Mitglied in die Expertengruppe des Europarates gewählt, die überprüft, dass die Istanbul-Konvention zur Prävention und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen tatsächlich in den Ländern eingehalten wird, die diese ratifiziert haben.“ („Auszeichnung für Juristin Kräuter-Stockton“, Hélène Maillasson, Saarbrücker Zeitung, 06.11.2019)

https://twitter.com/kr_sto/status/1202253403226857472

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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