D’Schanett vo Oerlikon (Jeanne d’Orléans)

Grüezi zusammen,

In der Schweiz will die Journalistin Michèle Binswanger ein Buchprojekt schreiben, in dem sie über die Vorfälle der Zuger „Landammanfeier“ schreiben will, bei der es zu einer mutmaßlichen Vergewaltigung der damaligen Grünen Politikerin Jolanda Spiess-Hegglin kam. Ein Gericht entschied Spiess-Hegglin habe sich als Opfer einer Gewalttat sehen dürfen und sie habe nie gelogen. Der Fall kam durch ungeklärte Quellen an die Medien und wurde in hunderten Artikeln mit unzähligen widerlegbaren Falschbehauptungen und Persönlichkeitverletzungen veröffentlicht. Es war die größte Medienaffäre der Schweiz.

Frau Michèle Binswanger äußerte sich in den letzten Jahren mehrfach zu dem Fall, unter anderem mit Falschbehauptungen. Momentan kämpft sie für das Recht in einem Buch über diesen Fall die Privatsphäre von Jolanda Spiess-Hegglin zu verletzen. Frau Binswanger nennt sich ganz unironisch auf Twitter die Jeanne d’Arc der Pressefreiheit. Ich habe die Verfilmung von Jeanne d’Arc gesehen und viele spannende Parallelen gefunden:

https://www.instagram.com/p/CAgFmJrnWMX/

Das epische Drama von Schanett und den Rüpelknaben ist hier zu hören:

(Quelle: Youtube)

Sagenhafte Erzählung d’Schanett vo Oerlikon: In einer Zeit weit vor Corona, als der Michel und der Ruedi und die Vreni und die Kathrin nichts von Social Distancing wussten, da gab es ein junges Mädchen Namens Schanett. Schanett war schon immer sehr aufgestellt gewesen und fragte für ihr Alter ungewöhnlich intelligente Fragen. Sie löcherte die Erwachsenen regelrecht damit, sodass Michel und die Kathrin oft sagten: „Schanett kannst du nicht ein einziges Mal still sein?“

Aber Schanett war nicht still und so kam es, dass sie bei der Hofzeitung die Krone Karriere machte. An einem kalten Dezember Abend, das Jahre 1414 neigte sich gerade dem Ende zu, hörte Schanett zum ersten Mal von den Begebenheiten der Oerliker Ammanland Feier. Für Schanett war es von Anfang an eine klare Sache. Was sich dort auf der Ammanland Feier zugetragen hatte, war ohne jeden Zweifel auf dem Mist der Gräfin Jolinda von Sposs-Hagglin gewachsen. Sposs-Hagglin, die in leibärztlicher Behandlung war, wurde nach dem Vorfall der Ammanlandfeier von einer neu angelernten Zofe untersucht, die sich erst stundenlang im Schloss verirrte, bevor sie Beweisbilder machte ohne die Kamera einzuschalten.

Gegen Sposs-Hagglins Willen bekam die königliche Nationalpresse gleich nach der Leibärztlichen Untersuchung Wind davon und eine Schlammschlacht ohne Gleichen nahm ihren Lauf. Es nimmt einen Wunder warum Schanett in diesem Fall ihre Gabe des kritischen Hinterfragens verlernt hatte, sondern so wie ihr großes Vorbild Jeanne d’Arc nur die Version sah, die sie sehen wollte. Doch Schanett fragte sich das nicht, sie blieb felsenfest auf ihrem Holzpfad und ließ sich von nichts und niemandem davon abbringen. Die Jahre strichen ins Land und wurde Gräfin Jolinda von Sposs-Hagglin zu Beginn noch in einem vergitterten Wagen durchs Land gezogen, während jodlende Eidgenossen verfaulte Eier auf sie warfen und sich daran ergötzten, bekam sie zum Erstaunen vieler Recht gesprochen vor Gericht.

Sie habe sich als Opfer einer Gewalttat bei besagter Ammanlandfeier sehen können und sie habe nie gelogen. So die Geschworenen. Das passte einigen hohen Beamten so gar nicht in den Kram. Philippus Bös, stellvertretender Chefredakteur der Zeitung Wochus mundi verlor gar vor Gericht und wurde wegen übler Nachrede und Ehrverletzung im Fall Sposs-Hagglin verurteilt. Und was machte Schanett? Nun Schanett hatte nach mehreren Artikeln selbst nach der Verurteilung des Philippus Bös von Wochus mundi kein Einsehen. Für Schanett war die Sache klar wie Binsensuppe. Sposs-Hagglin so deuchte es ihr war nicht wie das Gericht bestätigt hatte Opfer geworden, nein sie war schuldig in eigener Sache. Doch das sahen bei weitem nicht alle so!Auffällig waren all die Jolinda Doubles, welche auf der Plattform „Vogelgezwitscher“ stets Partei für Jolinda Sposs-Hagglin ergriffen.

Sie erfanden den Hashtag #IchbineineJolanda und verspotteten damit Schanetts hellseherischen Fähigkeiten, dass es nur so wuffte. In einer Nacht bei klarem Sternenhimmel hatte Schanett Visionen. Sie müsse nach Oerlikon und die Stadt von den abgerichteten wuffenden Jolinda Doubles befreien und die Wahrheit ans Licht bringen! Am nächsten morgen ritt Schanett mit Lanze und Schwert bewaffnet gen Oerlikon.

Zur Seite standen ihr die treuen Schlimmerlinge Philippus Bös, Valentius Fidelius, Alexandrus Baurus und Andi Cervelantus und Kurtus W. homme de chambre. Die Schlacht der Schlimmerlinge hätte epischer nicht sein können mit viel Gerachkakaklirr Gerumms und Gebumms zerlegten die Rüpelknaben alles was sich ihnen in den Weg stellte. Kurz vor Oerlikon stellte sich ihnen jedoch eine schillernde Fee in den Weg und schrie aus vollem Kehlchen: I BIMS!

Da blieben die vermaledeiten Rüpelknaben mit Ross und Reiter*in stehen und Schanett sagte: „Ich chum nöd drus.“ Da antwortete die Fee, welche die Form von hunderten glitzernden Jolindas angenommen hatte: „Dann bleib doch drin! Wenn du aber aus der Geschichte rauskommen willst – du weißt, wo du uns findest.“ Schanett und die Rüpelknaben zogen von dannen und aßen Fondue und Cervelat und wenn sie nicht gestorben sind, dann rüpeln sie noch heute.

Vielen Dank an alle Jolandas da draußen, ohne euch wäre der Kampf gegen die Rüpelknaben und Schanetts Schnapsidee nur halb so witzig!

Jorinde Wiese

 

Die VULVA und die CDU

Moin! Folgender Artikel ist keine Satire. Manchmal ist die Realität lustiger als alles was man sich so ausdenken kann. Wie die CDU auf die Vulva kam, könnt ihr hier lesen:

„Die CDU Mönchengladbach möchte dem Köntges beantragte Fördermittel u.a. deshalb nicht zur Verfügung stellen, weil wir dort im Rahmen unseres feministischen Festivals Femtastic über Vulven gesprochen haben. Sie möchten nicht, dass weiterhin derart aufklärerische Vorträge dort gehalten werden.
Wir finden, dass das gesetzlich geschütze recht auf sexuelle Selbstbestimmung unbedingt mit dem Wissen über den eigenen Körper einhergehen muss!
Der folgende Videobeitrag der wunderbaren Referentin Jorinde Wiese ist eine erste öffentliche Stellungnahme zu unserer Pressemitteilung von heute Mittag. Vielen Herzlichen Dank dafür! (…) Der eingetragene Verein initiative altstadt mönchengladbach mit seinem Ladenlokal, dem Köntges, bereichert seit mehreren Jahren nicht nur das Quartier von der Waldhausener Straße aus, sondern auch die Gladbacher Kunst- und Kulturszene. Menschen verschiedenster Hintergründe und Weltanschauungen sind im Köntges zu Gast oder nehmen an Veranstaltungen der Altstadtinitiative teil.“

Hier der Link zur vollständigen Pressemitteilung:
https://www.facebook.com/fAktMG/posts/855275408283867?__tn__=K-R-R

Die Vulva macht der CDU Angst. Anscheinend werden durch die Vulva demokratische Werte gefährdet. Nur was ist an Aufklärungsarbeit antidemokratisch und was ist an der Vulva links, ist die nicht eher so mittig?

Aufklärung braucht es nicht, ja?

Hätten die Herren der CDU denn ein Klitoris 3D Modell erkannt? Haben Sie am 15.05.2020 die Sendung Scobel im 3sat „Vulva: Lust und Tabu“ verpasst? Wussten Sie, dass die Klitoris 1998 von der australischen Urologin Dr. Helen O’Connell neu entdeckt wurde?

Schauen Sie mal, die Vulva hat es ganz ohne Probleme in die Badische Zeitung „Mythos Jungfernhäutchen – ein Trugbild sitzt tief“ geschafft und wissen Sie warum? Weil Aufklärungsarbeit sehr wichtig ist. Ich habe schon lange #KeinBockaufMythen und setze mich für mehr Aufklärung ein!

Ganz ehrlich, was auch immer Ihnen Angst gemacht an der Vulva, warum sie gefährlich sein soll und gegen demokratische Werte ist, habe ich bis jetzt nicht begriffen… Es gibt keinen Grund Aufklärungsarbeit zu verbieten und Gelder zu streichen.

Jorinde Wiese

 

KiWi und die „Vergewaltigungslyrik“

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Nina Fuchs setzt sich gegen K.o. Tropfen ein und hat eine Petition gestartet um für ihr Verfahren zu kämpfen, welches eingestellt werden sollte, obwohl es DNA-Beweise im Falle ihrer Vergewaltigung gab. Im aktuellen Petitionsupdate schreibt sie am 11. April 2020:

„Liebe Unterstützer*innen,

ihr habt vielleicht auch im Laufe der Woche die Debatte um das Vergwaltigungsgedicht von Rammstein-Sänger Till Lindemann verfolgt. Das Gedicht beschreibt auf eine verherrlichende und beschönigende Weise eine Vergewaltigung unter dem Einfluss von K.-o.-Tropfen. Wie ihr alle wisst, ist mir genau das passiert und ein solches Gedicht löst bei mir neben absolutem Unverständnis vor allem Wut aus. Wut darüber, dass die Gefühle der zahlreichen Opfer von sexualisierter Gewalt einfach keine Priorität haben, Wut darüber, dass hier eine Rape Culture gefördert und salonfähig gemacht wird, und vor allem Wut darüber, dass das Ganze mit Kunstfreiheit gerechtfertigt wird. Ich habe einen offenen Brief an den Autor, den Herausgeber und den Verleger geschrieben und eine Woche lang vergeblich versucht, eine Zeitung zu finden, die ihn publiziert. Es hat mich sehr traurig gemacht, dass niemand bereit war, diesen Brief abzudrucken, und möchte jetzt meine kleine Plattform hier nutzen und den Brief selbst veröffentlichen:

Offener Brief an den Autor Till Lindemann, den Herausgeber Alexander Gorkow (Süddeutsche Zeitung) und Helge Malchow, stellvertretend für den Verlag Kiepenheuer & Witsch (KiWi)

Sehr geehrte Herren Lindemann, Gorkow und Malchow,

wie Ihnen sicherlich nicht entgangen ist, findet derzeit eine hitzige Diskussion im Netz statt. Grund dafür ist der von Ihnen, Herr Lindemann, geschriebene Gedichtband „100 Gedichte“, der wiederum bei Ihnen, Herr Malchow, im Verlag Kiepenheuer & Witsch (KiWi) erschienen ist und von Ihnen, Herr Gorkow, herausgegeben wurde. Genauer gesagt ist der Grund dafür ein bestimmtes Gedicht aus diesem Buch, das auf eine verherrlichende Art und Weise eine Vergewaltigung unter K-o.-Tropfen schildert und welches mit dem Schlusssatz endet: „Und du schläfst / es ist ein Segen“ (aus „Wenn du schläfst“).

Nun kann ich Ihnen als eine Frau, die exakt das von Ihnen, Herr Lindemann, beschriebene Szenario der Vergewaltigung unter K.-o.-Tropfen selbst erlebt hat, aus eigener Erfahrung versichern: Es ist KEIN Segen! Im Gegenteil. Es gehört zu den wohl schrecklichsten Erfahrungen, die ein Mensch in seinem Leben machen kann, und ist in höchstem Maße traumatisierend. Aber damit ist der Alptraum ja nicht zu Ende. Nein, eigentlich beginnt er da erst so richtig. Wir leben nämlich in einer Gesellschaft, in der Opfern nicht geglaubt wird und ihnen sogar eine Mitschuld zugesprochen wird, in der Täter kaum vor Gericht gestellt werden oder im Falle eines tatsächlichen Prozesses, freigesprochen werden oder mit lachhaft niedrigen Strafen davonkommen. Und wir leben in einer Gesellschaft, in der Frauen auf widerliche, sexistische Weise in Rap-Songs entwürdigt und beleidigt werden (zahlreiche Beispiele finden Sie im Rahmen der #UnhateWomen-Kampagne, hier nur eines davon: „Baller der Alten Drogen ins Glas, Hauptsache Joe hat seinen Spaß“, Bonez MC & Gzuz, „Lebenslauf“); in einer Gesellschaft, in der unter dem Deckmäntelchen der Kunstfreiheit Gedichtbände erscheinen, deren Inhalt Opfer von sexualisierter Gewalt durch die beschönigende Darstellung einer Vergewaltigung nicht nur absolut verhöhnt, sondern bei ihnen auch eine Retraumatisierung auslöst, was aber von Ihrer Seite billigend in Kauf genommen wird.

Sie, Herr Malchow, erklären in der Stellungnahme Ihres Verlages, dass die moralische Empörung über den Text dieses Gedichts auf einer Verwechslung des fiktionalen Sprechers, dem sogenannten „lyrischen Ich“ mit dem Autor Till Lindemann basiere. Tatsächlich ist es aber total irrelevant, ob ein „lyrisches Ich“ oder ein Herr Lindemann diese Rape Culture verherrlicht und propagiert. Vergewaltigungsliteratur salonfähig machen – ist das das Ziel? Ich kann mich folgenden Worten von Carolina Schwarz (TAZ, Online-Artikel „Vergewaltigungen sind keine Poesie“ vom 3.4.2020) nur anschließen: „Dass aber ein etablierter Verlag und ein Redakteur der Süddeutschen Zeitung denken, diesem gewaltverherrlichendem Text zu großer Öffentlichkeit verhelfen zu müssen, ist enttäuschend. Nach der seit mehr als zwei Jahren anhaltenden #MeToo-Bewegung hätte man sich gewünscht, man wäre gesellschaftlich schon weiter.“

Es macht mich in gleichem Maße wütend und traurig, dass ich hier sitzen und Ihnen allen Ernstes erklären muss, dass Vergewaltigungen bitterste Realität und keine Poesie sind, dass Sie mit Ihrer sog. Kunst ein Bewusstsein in unserer Gesellschaft etablieren, das Gewalt gegen Frauen noch weiter begünstigt, dass Ihr unverantwortliches und fahrlässiges Handeln Konsequenzen für Betroffene hat, dass Ihre traurigen Rechtfertigungen, Ihre Verharmlosungen und Ihre fehlenden Entschuldigungen alles nur noch schlimmer machen und dass Ihre frauenfeindliche und frauenverachtende Haltung zutiefst verletzend ist.

Aber offensichtlich musste es gesagt werden. Und ich hoffe sehr, dass es auch gehört und verstanden wird.

Ich appelliere an Ihren Mut, sich Fehler einzugestehen und sich zu entschuldigen.

Freundliche Grüße
Nina Fuchs“

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Der 🥝 KiWi Verlag reagiert mit einer Stellungnahme am 09.04.2020

Quelle: Twitter @KiWi_Verlag

Das ist ein guter Anfang, aber es reicht nicht.

Sehr geehrte Frau Gleba,

Sie verteidigen mit dieser Stellungname für den KiWi Verlag nicht die Freiheit der Kunst. Sie verteidigen den Autor Till Lindemann, der „Vergewaltigungslyrik“ schreibt. Sie verteidigen Helge Malchow editor-at-large, der das kleine Einmaleins des #LyrischenIchAmArsch auspackte, als er mit Kritik konfrontiert wurde. Sie verteidigen nicht die Kunst und auch nicht die Freiheit der Kunst. Es ist keine Kunst sexualisierte Gewalt zu verherrlichen. Es verteidigt auch keine Freiheit, sie in Form eines „Gedichtes“ in einem Gedichtband zu veröffentlichen.

Es setzt ein Zeichen für Opfer und Betroffene sexualisierter Gewalt: Wir (als Verlag) bieten der Verherrlichung einer Vergewaltigung unter K.o. Tropfen aus Täterperspektive eine Plattform. Wir verteidigen das, weil lyrisches Ich ist ja nicht gleich Autor.

Kennste kennste kennste?

Zitat aus der Stellungnahme: „Er (Till Lindemann) untersucht in vielen seiner Texten und Inszenierungen (…) als Lyriker, Phänomene der Gewalt und der toxischen Männlichkeit und stellt sie in überzeichneter, greller, mal satirischer, mal brutaler Manier in seiner Kunst zur Schau, so auch immer wieder in seinem Gedichtband „100 Gedichte“.

Nein. Das lyrische Ich des Till Lindemanns beschreibt verherrlichend die Vergewaltigung einer Person unter K.o. Tropfen. Das ist keine Satire. Das ist keine brutale Manier. Das ist widerlich. Es ist menschenverachtend. Es ist frauenverachtend, denn der Großteil der K.o. Tropfen Opfer sind Frauen.

Indem Sie diese „Vergewaltigungslyrik“ weiterhin als Kunst bezeichnen, verharmlosen Sie den Inhalt. Warum schreiben Sie: „Sexualisierte Gewalt gegen Frauen gehört benannt und bekämpft.„, machen aber de facto nichts in diese Richtung? Warum benennen Sie nicht was schief gelaufen ist? Warum bekämpfen Sie sexualisierte Gewalt nicht aktiv?

Wir als Aktivist*innen tun das und es macht keinen Spaß. Es ist anstrengend, macht Trauma wach, raubt uns wertvolle Stunden und Energie!
Warum übernehmen Sie als Verlegerin nicht die Verantwortung? Warum haben Sie nicht den Mut zu sagen: „Die gereimte Verherrlichung einer Vergewaltigung unter K.o. Tropfen, geschrieben von Till Lindemann, erzählt von einem misogynen lyrischen Ich akzeptieren wir nicht und wir verurteilen sie.

Warum schreiben Sie nicht, wie bereits in Ihrem letzten Statement geschrieben: „Als Verlag verteidigen wir die Freiheit der Kunst, auch moralisch verwerfliche, abgründige Gefühls- und Gedankenwelten auszuloten und zum Ausdruck zu bringen.“ Und fügen hinzu:

Wir verteidigen die Menschenrechte, wir unterstützen den Kampf gegen Gewalt, wir tragen dazu bei, dass die #RapeCulture in unserer Gesellschaft benannt wird und unterstützen diese nicht. Wenn etwas gegen diese Grundwerte verstößt wie die Verherrlichung einer Vergewaltigung, wie die Verherrlichung von Kindesmissbrauch, wie die Verherrlichung von Rassismus, Antisemitismus, Transfeindlichkeit und Homofeindlichkeit, dann entscheiden wir uns gegen diesen Inhalt. Warum tun Sie das nicht?

https://twitter.com/Fortunately1/status/1248661407169732609

Quelle: Twitter @Fortunately1 )

Kiwiesk 🥝 ist es sexualisierte Gewalt klein zu reden und weiterhin als Kunst zu verkaufen.

Kiwiesk 🥝 ist es das lyrische Ich auszupacken und den Kritiker*innen vor die Füße zu klatschen.

Kiwiesk 🥝 ist es zu sagen, dass Gewalt gegen Frauen benannt und thematisiert werden soll, aber de facto nichts in diese Richtung zu tun.

Kiwiesk 🥝 ist es die Verherrlichung einer Vergewaltigung unter K.o. Tropfen zu drucken und danach zu sagen der Autor würde sich mit Phänomenen toxischer Männlichkeit „beschäftigen“.

Kiwiesk 🥝 ist es erst den Editor-at-large (Helge Malchow) sprechen zu lassen mit einer Stellungnahme und danach die Verlegerin vorzuschicken, um die Kritik flach zu bügeln.

Kiwiesk 🥝 ist es keine Konsequenzen anzukündigen, sondern in Zukunft zu „diskutieren“.

Kiwiesk 🥝 ist es zu betonen, dass sich die Rezeption von sexualisierter Gewalt in der Kunst geändert habe, so als ob das überraschend sei.

Kiwiesk 🥝 ist es zu behaupten man verteidige die Freiheit der Kunst, wenn man in Wirklichkeit einen Autor (Till Lindemann), einen Editor-at-large (Helge Malchow) und ein dahergelaufenes, misogynes, schlecht reimendes lyrisches Ich verteidigt, aber frohe Ostern und so.

#LyrischesIchAmArsch

LyrischesIch

 

#Lindemann Lyrisches Ich am Arsch

Der KiWi Verlag veröffentlichte das Gedicht des *hust* „Poeten“ Till Lindemann in dem eine Vergewaltigung einer Person unter K.o. Tropfen verherrlicht wird. Hier ist der originale Text, ihm wurde bereits genug Plattform geboten, daher verlinke ich den Text nur.

Lorenz Meier schrieb am 2. April 2020 auf Facebook folgende Zeilen und trat damit eine breite Diskussion des Themas los:

Lieber Verlag Kiepenheuer & Witsch,
ich frage mich, wie man drauf sein muss, dass man diese in Pseudo-Lyrik gegossene Vergewaltigungsfantasien eines widerlichen Provozier-Primitivlings ins Programm nimmt.

Und nein, lügt uns jetzt nichts in gestelzten Worten was vor von der „Kunstfreiheit“ und dem „grundgesetzlich garantierten Recht auf freien künstlerischen Ausdruck“. Darum geht es Euch nicht!

Ihr wollt einfach nur Kasse machen mit dem berühmten Namen des Rammstein-Sängers. Und da ist Euch anscheinend jedes Mittel Recht. Sogar, dass Ihr den guten Ruf Eures Verlags mit dieser frauenfeindlichen, gewaltverherrlichenden und sexistischen Kackscheiße besudelt.

Und klar: Wahrscheinlich habt Ihr schlauen Verlagsstrategen die Empörung schon mit eingepreist und wertet sie als „positive Aufmerksamkeit“ oder „kostenlose Werbung“. Möget Ihr Euch verrechnet haben.

Mit unfreundlichen Grüßen
LM

Auf Kritik an dem Inhalt des Gedichts „Wenn du schläfst“ von Till Lindemann fand der KiWi Verlag kein besseres Argument als: Mensch seid ihr alle doof, wisst ihr denn nicht, dass der Autor und das lyrische Ich nicht eins sind?

(Quelle: Twitter @KiWi_Verlag)

Thema verfehlt.

(Quelle: Twitter @jorinde_wiese)

LyrischesIch

Lyrisches Ich am Arsch. Wissen Sie ich bin nicht dumm. Im Gegensatz zu den Lindemanns, Wagners und Dörings dieser Welt verstehe ich, dass das „lyrische Ich“ kein Freifahrtschein für die Verherrlichung von Gewalt ist, für Rassismus/Antisemitismus/Trans- und Homofeindlichkeit. Ich verstehe im Gegensatz zu den Herren, dass die Kunst frei ist und das auch bleibt. Sie alle dürfen ihre Inhalt ja erfolgreich veröffentlichen. Ich verstehe darüber hinaus, dass es ein wichtiger Bestandteil von Kunstfreiheit ist sie dafür zu nutzen um Missstände anzuprangern und Kritik an herrschenden Machtverhältnissen zu üben. Und Kunstkritik gehört zur Kunst dazu.

Ich bin nicht so naiv und setze das „lyrische Ich“ mit dem Autor gleich. Nur befreit es den Autor ja nicht davor sich Kritik zu stellen, wenn er Texte schreibt in denen Gewalt verherrlicht wird und in denen sein ach so tolles „lyrisches Ich“ noch nicht mal Abstand davon nimmt und es in diesen Texten keinen erkenntlichen Bruch gibt, es keine Satire ist und kein schwarzer Humor. Wenn all diese Dinge nicht erfüllt sind, dann ist es ganz einfach eine Beschreibung von einer Vergewaltigung/Femizid mit Reimen und Zeilenumbrüchen. Herzlichen Glückwunsch die Herren Lindemann, Wagner und Döring. Mann nennt es (noch) Kunst bzw. K(l)einkunst was Sie da fabrizieren. Wie lange noch?

Gabriele-Sabrina Bichler schreibt öffentlich auf Facebook: „Vergewaltigung ist keine Fantasie, sie ist keine Kunst. Vergewaltigung ist Gewalt. Vergewaltigung ist real. K.o. Tropfen sind eine der gefährlichsten Substanzen, sie führen zu Muskellähmung und Atemnot, sie sind tödlich. Punkt. Ende der Diskussion. Nein, nicht wir verwechseln den fiktionalen Sprecher mit dem Autor, ihr verwechselt Kunst mit Gewalt! Ich gehe jetzt erst mal kotzen. Dazu war ich übrigens damals nicht mehr fähig, als man mir K.o. Tropfen gab. Meine Freundinnen haben mich nach Hause gebracht. Gottseidank.

(Quelle: Twitter @HatinJuce)

(Quelle: Instagram @ninuschka22)

Till Lindemann wäre ein sehr geeigneten Preisträger für den nächste Freiburger K(l)einkunstpreis. Er kann ja sogar singen und wie sollte man sonst die Ankündigung einer oralen Vergewaltigung „dass du nicht mehr so rumzickst und endlich mit mir (fickst) dass du heute nicht mehr schläfst und mir endlich einen (bläst)“ (Florian Wagner, 1.Platz 2018) und ein Femizid-Lied „Freundin in der Tiefkühltruhe“ (Alex Döring 3. Platz 2019) noch toppen?

Vergewaltigungen sind keine Kunst. Wissen Sie was Lindemann, Wagner und Döring verbindet? Alle drei geben Gewalt eine Bühne und scheinen keine besseren Inhalte/Pointen zu haben als sexualisierte Gewalt oder Femizid aus Täterperspektive. Ach nein, Florian Wagner singt neuerdings über Klopapier. Immerhin ein Fortschritt. Alle drei „Künstler“ schreiben schlecht gereimte Texte, die Grundschüler poetischer dichten könnten. Und alle drei werden in Schutz genommen durch den eigenen Verlag, oder eine „Fachjury“ und die Leitung einer Universität.

Welche Werte verteidigen Sie? Die Kunst, die Freiheit und Menschenrechte ganz bestimmt nicht.

#KeinBockaufMythen Schafft den Jungfernhäutchen MYTHOS ab!

Mythos Jungfernhäutchen – ein Trugbild sitzt tief – Badische Zeitung (17.02.2020)

Dieser Essay ist ein Versuch. Ich bin keine Wissenschaftlerin und ich bin keine Medizinerin. Ich bin noch nicht einmal Journalistin, zumindest keine ausgebildete. Ich habe Chinesisch studiert und auch wenn man meinen könnte, das wären keine guten Voraussetzungen um einen Mythos in Form eines Essays abzuschaffen, der seit Jahrhunderten tief in unserer Gesellschaft, Kultur und Medizin verankert ist, muss ich Ihnen sagen: 我可以。Ich kann das.

  • Was es braucht um diesen Mythos abzuschaffen ist die Motivation, dass ich an eine Welt glaube, in der Mädchen und Frauen frei und schamlos ihre Sexualität leben können, ohne dass sie Schlampe, Hure, oder Bitch genannt werden.
  • Ich glaube an eine Welt in der es keine Misogynie mehr gibt, in der trans und non binary Personen anerkannt werden und frei leben können.
  • Ich glaube an eine Welt, in der Frauen nicht mehr verfolgt, oder getötet werden, weil sie Sex vor der Ehe hatten, sich trennen, einen neuen Partner, oder eine Partnerin wählen.

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Ich weiß, dass eine Welt ohne Jungfernhäutchen-Mythos eine Utopie ist, aber aufgeben ist für mich keine Option, dafür ist das Thema viel zu wichtig. Ich habe die #KeinBockaufMythen Petition gestartet um das Thema in die Gesellschaft und in die Politik zu bringen. Seit ich vom Jungfernhäutchen-Mythos gehört habe, habe ich nicht aufgehört zu hinterfragen, wie es zu dem Irrglauben kommt es gäbe ein Häutchen, dass nur Jungfrauen haben und das seine Form verändert, sobald ein Penis penetrant wird.

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Copyright: Zeichnung von Stevens (aus dem Buch „Mødommen“ von Gry Senderovitz) Gipsabdruck von Mirko Hecht (@ishowflagisback)

Ich weiß von was ich spreche, wenn ich „Jungfernhäutchen“ sage. Ich kann diesen Teil meines Körpers lokalisieren, zeichnen und ohne Scham zum Thema machen. Das war viel Arbeit und ich weiß warum diese Arbeit wichtig ist. Ich stelle mich kritisch in der Öffentlichkeit gegen den bekanntesten Intimchirurgen Deutschlands Prof. Dr. Gress, der wie so viele andere auch sogenannte „Hymenrekonstruktionen“ anbietet, schreibe Medizinverlage an und argumentiere mit Frauenrechtsorganisationen wie Terre Des Femmes und Pro Familia, weil ich sehe, dass ihre Fakten beim Thema „Jungfernhäutchen“ nicht mehr aktuell sind. Ich habe Wissen und eine Stimme und ich werde sie nutzen. Ich nehme dabei in Kauf mächtigen Menschen gehörig auf die Füße zu treten und kräftig Gegenwind zu bekommen, sowohl aus der Lobby der Intimchirurgie, als auch aus religiösen Gruppen. Wer den Status quo in Frage stellt und bedingungslos für Menschenrechte einsteht, wird schnell Zielscheibe von verbaler, digitaler und körperlicher Gewalt, vor allem als Frau. Das ist mir bewusst, aber irgendeine muss den Job ja machen.

Der Jungfernhäutchen-Mythos hat mir etwas Grundlegendes gezeigt: Die Unterdrückung von Frauen weltweit basiert auf einem Machtverhältnis, in dem Männer das Sagen haben. Das nennt man Patriarchat. Das Patriarchat hat viele Wurzeln, die es am Leben erhält, eine davon ist der Jungfernhäutchen Mythos. Dadurch, dass der Großteil der Menschen auf dieser Welt immer noch meinen Frauen wären weniger „wert“, wenn sie keine Jungfrau mehr sind, Frauen müssten IMMER bluten beim ersten Mal Geschlechtsverkehr und das Aussehen eines „Jungfernhäutchens“ wäre sowas wie ein „Hatte Sie schon Sex? DNA-Test“, wachsen viele Frauen und Mädchen mit der Angst auf, ihr Hymen könne sichtbar „kaputt“ gehen. Das ist medizinischer Blödsinn, aber er hält sich sehr hartnäckig. Mit diesen Mythen möchte ich aufräumen.

Quelle: Youtube „Can you see if a woman is a virgin? Here’s the truth – Nyheterna“, TV4, 09.10.2015

Ich bin mit dem Thema Jungfernhäutchen-Mythos erst an die Öffentlichkeit gegangen, als ich am eigenen Körper verstanden habe von was ich spreche. Der Heureka-Moment kam in den Osterfeiertagen, als ich grübelnd mit einem Spiegel meine Vulva betrachtete und ziemlich verzweifelt zu Recherchezwecken nach den Schleimhautfalten suchte, die Jungfernhäutchen genannt werden. Das war nicht das erste Mal, dass ich mich auf die Suche nach dem sagenumwobenen „Jungfernhäutchen“ machte. Alle Zeichnungen, die ich in Medizinbüchern fand, halfen mir leider kein bisschen weiter und ich blieb wochenlang ziemlich ratlos. Bis auf diesen einen Moment an Ostern, an dem ich checkte, von was wir hier eigentlich sprechen. Diese kleinen, unscheinbaren Hautfalten, die den Vagina Eingang umranden, kaum sichtbar im entspannten Zustand, waren verantwortlich für so einen Stress, für so eine Angst weltweit?

Bei der Entdeckung des „Jungfernhäutchens“ haben mir die Expertinnen Mithu Sanyal und Gry Senderovitz, jede auf ihre Art und Weise sehr geholfen. Mithu Sanyal beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema und bezeichnet das Jungfernhäutchen treffend als „Here be Dragons“ der Biologie, das „keinen Heiligen Georg realer als der Lindwurm auf alten Landkarten (ist).“ („Jungfernhäutchen verbieten“, Mithu Sanyal, taz, 29.04.2019) Sie ist die einzige Journalistin in Deutschland, die seit Jahren auf dieses Thema aufmerksam macht und daran arbeitet den Jungfernhäutchen-Mythos abzuschaffen.

Gry Senderovitz, Autorin des Buches „Mødommen“ übersetzt Jungfräulichkeit war Teil der dänischen TV Serie „Stop Jomfru Myten“ übersetzt „Stoppt den Jungfrauen Mythos“, in der das Thema Jungfernhäutchen durch eine Petition bis ins dänische Parlament und bis zur UN gebracht wurde.

Gry ist praktizierende Hebamme in Dänemark und half mir in praktischen Fragen weiter. Sie schaute sich ohne mit der Wimper zu zucken Fotos meiner Vulva an, die ich mit Pfeilen und vielen Fragezeichen beschriftet hatte. Auf meine verzweifelte Nachfrage, warum ich nicht sehen würde, was anscheinend so offensichtlich ist, beruhigte sie mich: „Du bist genauso verwirrt wie alle anderen Menschen auch.“ Und als ich ihr schrieb, dass ich endlich verstanden habe was das „Jungfernhäutchen“ sei, meinte sie nur trocken: „Tillykke. Herzlichen Glückwunsch.

Wir alle sind mit dem Jungfernhäutchen-Mythos aufgewachsen. Der Mythos ist global und tief verankert in uns. Allein die Tatsache, dass euch außer „Hymen“ sehr wahrscheinlich kein weiteres Wort als Bezeichnung für das „Jungfernhäutchen“ einfällt zeigt, dass auch ihr einen Teil des Mythos verinnerlicht haben. Ich werde in diesem Essay konkrete Beispiele aus verschiedenen Ländern zeigen um deutlich zu machen: Der Jungfernhäutchen Mythos existiert in Deutschland, in Schweden, in Dänemark, in Marokko, Ägypten, Somalia und auch in China. Er geht uns alle an und wir können alle etwas tun um ihn endlich aus der Welt zu schaffen! Es ist Zeit.

Quelle: Youtube, „The virginity fraud“, Nina Dølvik Brochmann & Ellen Støkken Dahl, TEDxOslo, 18.05.2017

Nicht nur in Medizinbüchern läuft uns der Jungfernhäutchen Mythos über den Weg, wir lesen noch heute Märchen mit Jungfrauen: Jorinde und Joringel ist ein gutes Beispiel dafür! Da sitzen ein Dutzend Jungfrauen inklusive Jorinde verzaubert als Vögel in Käfigen, bis Joringel der Held kommt und sie alle mit der Blume defloriert, äh erlöst… Oder Schneewittchen, die als junges Mädchen den Haushalt der sieben Zwerge schmeißt, bis der Prinz kommt und sie rettet. Oder Rapunzel, die ihr Haar herunterlässt, damit der Prinz endlich mal ran kann. Die klaren Bilder von Mann und Frau mitsamt zugeschriebenen Geschlechterrollen ziehen sich nicht nur durch Märchen, sondern durch die Literatur, die Filme, die Werbung, die Politik: Nobelpreise, Hollywood-Auszeichnungen, sexistische Werbung, Präsidentenjobs sind oftmals männlich geprägt: „It’s a man’s world.“

Utopie

Was hat das jetzt alles mit dem Jungfernhäutchen Mythos zu tun, fragt man sich? Ganz einfach. Der Jungfernhäutchen-Mythos ist ein System, das mit der Absicht entstanden ist eine bestimmte Weltordnung herzustellen, welche sich über die Jahrhunderte aufgebaut hat: Die weibliche Sexualität ist abhängig vom Mann und wird meist nicht als eigenständig und positiv wahrgenommen. So können Frauen kontrolliert werden. Der Jungfernhäutchen Mythos hätte keinen Bestand in einer Welt, in der Frauen nicht unterdrückt werden und keine heteronormativen Vorstellungen von Mann und Frau in der Gesellschaft herrschten.

In einer Welt ohne vorherrschendes Patriarchat würde der Mythos an Macht verlieren und könnte Frauen nicht mehr länger „weniger“ wert machen und deren Ausleben von Sexualität vermeintlich „ablesbar“ machen. In einer Welt, in der Frauen frei leben können, würde es einfach niemanden jucken wie die vaginale Korona aussehen würde und ob Blut zu sehen wäre beim ersten Mal, oder nicht. Es wäre sowieso total irrelevant ob ein Penis involviert war, oder nicht.

  • Die Klitoris wäre in jedem Medizin- und Aufklärungsbuch abgedruckt und der Fokus wäre nicht mehr auf der cis männlichen Sexualität als „Norm“.
  • Frauen hätten einige Sorgen weniger und einige Orgasmen mehr.
  • Es würde um Lust gehen und nicht um Enthaltsamkeit.
  • Geschlechterrollen würden abgeschafft werden und alle Menschen könnten frei ihre Identitäten leben, abseits des binären Frau-Mann-Mainstreams.
  • Menschen würden sich mehr mit Konsens und gewaltfreier Kommunikation beschäftigen.
  • Es gäbe weniger Gewalt, keine Morde im Namen der Ehre, keine Femizide und weniger Vergewaltigungen.
  • Ein NEIN wäre ein NEIN und ein JA wäre ein JA.

Das Patriarchat vollständig abzuschaffen ist eine Mammutaufgabe. Lasst uns klein anfangen und an einer der Wurzeln des mächtigen Patriarchates sägen, am Jungfernhäutchen-Mythos. Ich möchte meinen Kindern sagen können: „Schaut mal, das hat früher die Menschen geprägt, aber all die Angst und all die medizinisch falschen Informationen sind Vergangenheit. Da glaubt jetzt niemand mehr dran.“

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Jorinde Wiese

#CoronaRassismus made by Lisa Eckhart

Wieviel Rassismus geht eigentlich auf Bühnen?

Lisa Eckhart WAS GEHT?!!! Mich widert Ihre Menschenverachtung an.

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(Foto: Shanghai 2017)

Ende Dezember warnten mehrer Ärzte in China vor dem Corona Virus in Wuhan. Sie wurden als Whistle Blower dafür bestraft. Einer der Ärzte Herr Dr. Li Wenliang ist mittlerweile tot.

Quelle: Twitter @dwnews https://twitter.com/dwnews/status/1226476337319120896

Quelle: Youtube, CNN, „Coronavirus whistleblower doctor is online hero in China“, 04.02.2020

Februar 2020, der Corona Virus hat sich in China ausgebreitet. Mehrere Städte mit Millionen von Einwohnern sind unter Quarantäne. Ich habe Mitgefühl mit den Menschen dort und verfolge betroffen die Nachrichten aus China. Besonders erschütternd sind die Nachrichten, die von Menschen kommen, welche dafür ihr Leben riskieren. Sie filmen in Krankenhäusern, Krematorien und in Wohnungen und veröffentlichen dieses Material trotz Firewall. Sie riskieren dafür ihre Freiheit und ihr Leben. Die Zensurbehörde greift hart durch, wer Informationen zum Corona Virus verbreitet lebt gefährlich. Frau Eckhart, Sie haben diese menschengemachte Tragödie zum Anlass genommen um Rassismus und Menschenverachtung auf die Bühne zu bringen. Warum?

Dirk Krampitz schreibt am 08.02.2020 auf watson.de  über Ihren Auftritt bei den Mitternachtsspitzen:

„Das Thema Coronavirus leitet sie ein mit: Da sei „ein Sack Reis umgefallen und alle werden hysterisch“. Das würde wohl an der Genetik liegen. Denn Chinesen würden die Welt halt in einer eigenen „Breitbandblockbusteroptik“ sehen. Damit das auch alle verstehen, fällt danach zur Sicherheit auch noch das Wort „Schlitzaugen“.

Angesichts der Evakuierungen aus den betroffenen Gebieten fragt sie sich, was denn alle bloß immer dort in „Ching Chang Chinaland“ zu suchen hätten und wenn es ein Problem gibt, solle man die Leute doch besser da lassen. Als Poetry-Slammerin aus der Steiermark lässt man es ihr vielleicht so durchgehen.“

Quelle: „Nuhr prophezeit: Kemmerich hat der FDP den Rest gegeben“, Dirk Krampitz, https://www.watson.de/!831248810, 08.02.2020

Beginn des Auftritts von Lisa Eckhart Minute 38:

Quelle: Youtube, „Sendung vom 6. Februar 2020 | Nuhr im Ersten“, Comedy & Satire im Ersten

Das ist kein schwarzer Humor. Das ist keine Satire und keine Ironie. Wissen Sie was das ist? Das ist menschenverachtend. Menschen sterben mitten auf der Straße, isoliert in Wohnungen, in überfüllten Krankenhäusern, ganze Städte sind in China unter Quarantäne und Sie haben nicht Besseres zu tun als solche rassistischen „Witze“ auf einer Bühne zu erzählen? Schämen Sie sich eigentlich nicht?

Zum Thema Corona Virus sagen Sie: „In China ist ein alter Sack umgefallen und hier bricht eine Panik los, als stünde der Türke wieder vor Wien.“ Wissen Sie was in der Realität passiert? In China fallen gerade Menschen um. Tot. Auf offener Straße, Lungenversagen, Herzversagen. In China sind momentan circa 80 Städte mit mehreren Millionen Einwohnern unter Quarantäne. 

TRIGGERWARNUNG: Die folgenden Videos enthalten gewaltsame und verstörende Szenen, Leichen und Schreie. Bitte schau sie dir nicht an, wenn es dir damit nicht gut geht.

 

In China sterben Menschen in ihren Wohnungen, weil sie keine Hilfe bekommen.

Quelle: Twitter @jenniferatntd

In China sind die Krankenhäuser völlig überfüllt, Leichen liegen auf den Gängen und Leichen werden in Großtransportern abtransportiert.

https://twitter.com/jenniferatntd/status/1223639844829769734

Quelle: Twitter @jenniferatntd

In China werden Menschen von der offenen Straße in Quarantäne Boxen gezerrt.

Quelle: Twitter @jenniferatntd

In China brechen Menschen psychisch zusammen, weil sie so sehr leiden.

Quelle: Twitter @jenniferatntd

In China werden Messungen in der Luft registriert, die darauf schließen lassen, dass zehntausende Menschen in Krematorien verbrannt werden.

https://twitter.com/inteldotwav/status/1226267582740811777

Quelle: Twitter @inteldotwav

In China werden Menschen verhaftet, die über den Virus berichten und verschwinden. In China kollabieren Ärzt*innen und Pflegepersonal, weil sie sich anstecken, oder völlig überarbeitet sind. Menschen werden in Quarantänelagern ohne medizinische Versorgung eingesperrt.

In China springen Menschen in einen Fluß um nach Hongkong zu schwimmen, weil die Stadt Shenzhen dicht gemacht wird.

Quelle: Twitter @jenniferatntd

In China werden Menschen in ihren Wohnungen eingeschlossen, damit sie nicht rauskommen.

https://twitter.com/anis_farooqui/status/1226525456838602753

(Quelle: Twitter @anis_farooqui)

In China werden Menschen mit Gewalt aus Wohnungen rausgezerrt und abtransportiert.

Das ist eine humanitäre Katastrophe.

Und Sie stellen sich auf eine Bühne und machen rassistische Witze, reden von „Schlitzaugen“ und „Ching Chang Chinaland“ und es sollen doch alle da bleiben. WARUM machen Sie das? WARUM widerspricht Ihnen niemand?

#KeineBühneFürRassismus

Jorinde Wiese

Femizid-Song verdient keine 3000 Euro

Am 04. Januar 2020 gewann Alex Döring gewinnt mit dem Femizid-Song „Freundin in der Tiefkühltruhe“ den 14. Klagenfurter K(l)einkunstpreis Herkules.

Mario Kuttnig von der Agentur Herkules schreibt über den Preisträger: „…von freien Sträußen und Tiefkühl-Freundinnen:
Alex Döring hatte den Saal fest im Griff mit Songs, bei deren Wortspielen man sich beim Lachen gut am Stuhl festhalten musste. (…) Er philosophierte (…) über die Wichtigkeit der richtigen Partnerwahl, fror seine hypothetisch untreue Freundin im Tiefkühlschrank ein und konstatierte dann: „Ich werd‘ Dich nie wieder abtau’n, Girl!“. Spätestens ab der Zugabe summte und sang das Publikum mit.

Alex Döring schreibt über seinen Sieg: „So schaut ein sehr überraschter Alex! Gestern hatte ich gleich doppelt Glück und durfte beim 14. Klagenfurter Kleinkunstpreis Herkules nicht nur den Jurypreis, sondern auch den Publikumspreis mitnehmen!

(Quelle: Facebook, Alex Döring)

Ein Femizid-Song hat keine Preise verdient! Bitte unterstützt die Petition  #KeineBühneFürGewalt auf change.org!

Was waren eigentlich die Bedingen für die Teilnahme am 14. Klagenfurter Kleinkunstpreis „Herkules“?

  • Es handelt sich um das max. dritte öffentlich aufgeführte Programm
  • Mindestalter beträgt 15 Jahre – für „Spätberufene“ keine Altersobergrenze

(Zitat aus „Teilnahmebindungen 2020, Agentur Herkules)

Wie oft trat Alex Döring öffentlich mit „Freundin in der Tiefkühltruhe“ auf?

Zitat Deutschlandfunk: „Am absurdesten ist eine Freundin in der Tiefkühltruhe“

Über irgendwelche Beziehungsproblem singen, da bin ich echt einfach überfordert in vielen Fällen. Ich hab bis jetzt größtenteils politische Lieder geschrieben, und dabei ist es extrem trocken immer mit dem Publikum umzugehen. Da ist selten ein Lacher dabei und dementsprechend habe ich mir gesagt, ich brauche unbedingt mal was anderes und habe dann tatsächlich nur darüber nachgedacht, was ist denn jetzt am absurdesten. Und am absurdesten ist eine Freundin in der Tiefkühltruhe zu verstauen.“ (Alex Döring)

Den ersten Platz jedoch belegten freilaufende Sträuße und tiefgekühlte Freundinnen. Alex Döring hatte den Saal fest im Griff mit Songs, bei deren Wortspielen man sich beim Lachen gut am Stuhl festhalten musste. Nicht nur versetzte er sich in einen Strauß, der von militanten Tierschützern gegen seinen Willen aus dem Tierpark befreit wurde. Er philosophierte auch über die Wichtigkeit der richtigen Partnerwahl, fror seine hypothetisch untreue Freundin im Tiefkühlschrank ein und konstatierte dann: „Ich werd‘ Dich nie wieder abtau’n, Girl!“ Mit deutlichem Abstand wurde Alex Döring zum #evening_hero gewählt (…)

(Moment, das ist ja genau die gleiche Beschreibung wie beim 14. Klagenfurter Kleinkunstpreis. Copy Paste?)

Es hat leider nicht ganz fürs Finale gereicht… Aber danke Euch für’s Anschauen und die netten Kommentare!“ (Alex Döring)

Tiefkühltruhe – Alex Döring „Alex Döring, Gewinner des NDR-Comedy Contest vom 3. März 2018, präsentiert von Bernhard Hoecker und Torsten Sträter

Komisch… Warum ist denn die Aufzeichnung zu diesem Auftritt nicht mehr online?

Screenshot_AlexDöring

„Mit dem Gewinn des NDR Comedy Contestes und zahlreichen TV Auftritten ua. bei Night Wash ist Alex Dörring auch dem breiteren TV Publikum bekannt.“ (Pressemeldung Bachmeier Entertainment, 26.03.2019)

„Im zweiten Teil begeisterte Florian Wagner am Klavier das Publikum mit seinem Musikkabarett, bevor Alex Döring an der Gitarre mit seiner unglaublichen Bühnenpräsenz überzeugte.“ Programm: Wortgewalt

Kunstformen wie die Satire jedoch betreiben Tabubrüche, um der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Das trifft sowohl bei Florian Wagner als auch bei Alex Döring zu. Das Bewerbungsvideo, mit dem sich Alex Döring bei uns vorgestellt hat, wurde von uns in der Kategorie „Schwarzer Humor“ verortet. Das Wesen des Schwarzen Humors ist es, böse zu sein und Grenzen zu übertreten. Und Stellung zu beziehen gegen eine als fehlerhaft und schlecht empfundene Wirklichkeit.“ (Stellungnahme der Auswahl-Jury)

Das waren jetzt Moment 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 Auftritte des Programms vor Beginn des 14. Klagenfurter Kleinkunstpreises „Herkules“. Ist es eigentlich schwer zu recherchieren, ob Künstler die Wettbewerbsbedingungen erfüllen? 

AmnestyRadiosendungScreenshot

(Quelle Screenshot: Amnesty AktuellFemizide weltweit, 06.01.2020)

Am 06.01.2020 habe ich in der Radiosendung Amnesty Aktuell: Femizide weltweit (Beginn des Interviews bei Minute 14:30) über die #KeineBühneFürGewalt Petition berichtet. Ich habe im Interview klar gestellt, dass sich die Petition nicht gegen die Künstler, oder gegen die Kunstfreiheit richtet, sondern gegen die Entscheidung, dass Gewalt an Frauen eine Bühne geboten wird und Mann dafür Preise bekommt.

Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass Alex Döring seinen Femizid-Song ein weiteres Mal (erfolgreich) aufgeführt hatte. Ich bin die Letzte, die bestimmen möchte wo die Kunstfreiheit aufhört und einen Künstler auffordert ein Lied nicht mehr zu spielen. Das ist nicht meine Aufgabe und nicht meine Verantwortung. Ich kann nur absolut nicht verstehen, wie man als Künstler so gekonnt Kritik IGNORIEREN kann.

Es gab eine ausführliche Liedanalyse des Femizid-Songs „Schaltet euer Herz ein, BANAUSEN„. Viele gute Kommentare wurden in den Blogartikeln „Satire darf alles…“ und „Spieglein, Spieglein an der Wand“ zitiert. Ich habe versucht zu erklären, warum die Uni Freiburg mit ihrem „NS-Zensur Vergleich“ völlig daneben liegt und warum man mit Meinungsfreiheit nicht Diskriminierungen oder Menschenrechtsverletzungen rechtfertigen kann.

Das hat Zeit und Nerven gekostet. Ich mache das nicht aus Spaß, aber offensichtlich sind Femizide Alex Döring egal. Sie sind der Klagenfurter-K(l)einkunstjury egal. Sie sind der Universität Freiburg und dem Studierendenwerk Freiburg egal.

Aber wissen Sie was? Mir sind sie überhaupt nicht egal. Jeder einzelne Femizid ist ein Fall zu viel! #KeineMehr #PasUneDePlus

(Quelle: Youtube)

Das Thema Femizid wird erst langsam in Deutschland in der Öffentlichkeit sichtbar, wie zum Beispiel am 10.12.2019 in Freiburg. UniCROSS berichtet: „El violador eres tú – Der Vergewaltiger bist du“ – komplette Performance in Freiburg

(Quelle: Youtube)

Anlässlich des internationalen Tags der Menschenrechte haben sich heute auf dem Platz der alten Synagoge etwa 200 Frauen zusammengefunden um den Protestsong „Un violador en tu camino – ein Vergewaltiger auf deinem Weg“ zu performen. Damit demonstrieren sie gegen Gewalt an Frauen und Femizide und solidarisieren sich mit Frauen auf der ganzen Welt.“ (Uni CROSS, 10.12.2019)

Frau Prof. Dr. Kristina Wolff hat Jahr 2019 alle 170 Femizid Fälle in Deutschland dokumentiert und die Petition „Stoppt das Töten von Frauen #saveXX“ gestartet. Seit Monaten wird sie mit Ihrem Anliegen von der Politik nicht ernst genommen.

Was hier gerade passiert ist pure Ignoranz. In Deutschland stirbt mindestens jeden dritten Tag eine Frau, ermordet durch ihren (Ex)Partner.

Häusliche Gewalt ist ein riesengroßes Problem: „114.000 Frauen Opfer von häuslicher Gewalt, Bedrohungen oder Nötigungen durch ihre Ehemänner, Partner oder Ex-Partner. Das zeigt eine Auswertung des Bundeskriminalamts (BKA) zum Thema Partnerschaftsgewalt (…)“ (Tagesschau.de, 25.11.2019)

Morde sind immer grausam, egal welches Geschlecht betroffen ist. Ich möchte jedoch den Fokus auf die strukturelle Gewalt gegen Frauen richten. Tamara Funiciello sagte passend zum Thema: „Gewalt gegen Frauen ist wie eine Pyramide. Sie beginnt beim sexistischen Witz und der Belästigung und endet mit Vergewaltigung und Ehrenmord.“ („Tamara Funiciello: Ich lasse mich nicht zum Schweigen bringen“, Renato Beck und Andrea Fopp, TagesWoche, 03.09.2018)

Die Spitze des Eisberges der strukturellen Gewalt gegen Frauen sind sogenannte Ehrenmorde und Femizide. Jegliche Verharmlosung von Gewalt trägt dazu bei, dass wir Grausamkeiten als „normal“ wahrnehmen. 

Link zur Petition: #KeineBühneFürGewalt

Femizide sind kein Spaß, sie sind Realität.

Ich fordere:

  • Erkennen Sie die Preise an Florian Wagner und Alex Döring ab
  • Nehmen Sie öffentlich Stellung gegen Sexismus und Gewalt an Frauen
  • Schaffen Sie Strukturen, damit der Kleinkunstpreis wirklich Talente fördert und nicht Diskriminierungen

Jorinde Wiese

Schaltet euer Herz ein, BANAUSEN!

Liebe schwarzhumorige Menschen da draußen,

In diesem Artikel erkläre ich euch und Ihnen wie ich auf die verrückte Idee komme das Lied „Freundin in der Tiefkühltruhe“ von Alex Döring sei ein Femizid-Song. Das kann ja gar nicht sein, oder? Kein Problem, ich habe Zeit.

Fangen wir an. Kurz zu den Basics, Femizide sind Morde an Frauen, weil sie Frauen sind. Sie sind keine „Beziehungstaten“, „Familientragödien“, „Eifersuchtsdramen“, oder ähnliches, sie sind Morde. Es ist eigentlich ganz einfach.

Definition Femizid:

Der Begriff deckt u. a. den Mord an einer Frau infolge Gewalt in der Partnerschaft, die Folter und frauenfeindliches Umbringen von Frauen, das Töten von Frauen und Mädchen im Namen der „Ehre“ und anderes in Zusammenhang mit schädlichen Praktiken stehendes Töten, das gezielte Töten von Frauen und Mädchen in bewaffneten Konflikten und Fälle von Femizid in Verbindung mit Banden- oder organisierter Kriminalität, Drogen- sowie Frauen- und Mädchenhandel ab. („Femizid“, European Institute For Gender Equality)

Bevor wir zum Realitätscheck des Femizid-Songs kommen, folgt zunächst der Einstieg in das Lied „Freundin in der Tiefkühltruhe“ von Alex Döring. Dabei dürfen wir Folgendes nicht vergessen:

Die Kunst ist ein wirkmächtiges Mittel, um Themen auf ästhetischer Ebene zu verarbeiten und Diskussionen anzustoßen. Kunst fordert jede und jeden dazu auf, sich zu ihr zu positionieren und einen eigenen Standpunkt zu entwickeln. Um diese Funktion zu erfüllen, darf sie provozieren, streitbar sein, Grenzen überschreiten. Sie muss nicht jeder und jedem gefallen und darf Spielraum für Interpretationen bieten.“ (Stellungnahme der Universität zum Kleinkunstpreis für Studierende 2019)

Mhm, das ist schön formuliert. Wenden wir es also bei diesem tiefkühltruesken Meisterwerk des schwarzen Humors an! Aber zunächst noch ein kleiner Hinweis von der Auswahl-Jury des Kleinkunstpreises:

Kunstformen wie die Satire jedoch betreiben Tabubrüche, um der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Das trifft sowohl bei Florian Wagner als auch bei Alex Döring zu. Das Bewerbungsvideo, mit dem sich Alex Döring bei uns vorgestellt hat, wurde von uns in der Kategorie „Schwarzer Humor“ verortet. Das Wesen des Schwarzen Humors ist es, böse zu sein und Grenzen zu übertreten. Und Stellung zu beziehen gegen eine als fehlerhaft und schlecht empfundene Wirklichkeit.“ (Stellungnahme der Auswahl-Jury zum Kleinkunstpreis für Studierende 2019)

Mhm, auch das sind kluge Worte, die mit Bedacht gewählt wurden und neugierig machen. Wie schafft es wohl der Künstler mit einem Femizid-Song der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten, dabei böse zu sein, Grenzen zu übertreten und nicht zu vergessen auch noch Stellung zu beziehen, gegen eine als fehlerhaft und falsch empfundene Wirklichkeit? Eine ganz schöne Mammutaufgabe, aber Alex Döring Meister der Tiefkühltruhen schafft das sicher mit links. Hören wir mal rein:

(Quelle: Youtube „Freundin in der Tiefkühltruhe – Alex Döring – NightWash Talent Award 2018″, 05.11.2018)

(Die kursiven Zitate sind direkte Zitate aus dem Liedtext, nicht dass jemand denkt ich würde mir so einen Schwachsinn ausdenken!)

„Ich habe wahnsinnige Probleme mit meiner Freundin, demnach ist meine Schwiegermutter die Mutter meiner Probleme.“

Einstieg: Die Ausgangslage ist klar, Alex Döring hat im Lied gleich zu Beginn schon wahnsinnige Probleme mit seiner Freundin und auch mit der Schwiegermutter. So weit so gut.

„Mein Verhältnis zu deiner Mutter mein Schatz war ja meist recht gut. Doch bei dem was ich deiner Mutter nun zu sagen habe, verlässt mich fast der Mut. Ich habe lange Zeit versucht dieses Geständnis zu vermeiden, denn ich wusste das Verhältnis wird darunter leiden. Wie sage ich ihr das bloß?“

Spannung baut sich auf: Die Freundin wird direkt angesprochen, bis jetzt war das Verhältnis zu ihm ja noch gut, aber es scheint etwas passiert zu sein, das ihn Mut kostet. Ein Geständnis? Ja was ist denn passiert? Oh je oh je, hat er etwa eine andere Freundin?

„Dass du in meiner Tiefkühltruhe liegst, dass du in meiner Tiefkühltruhe liegst. Du hast mich betrogen unsere Liebe war verloren, in einer Kurzschlussreaktion habe ich dich eingefroren. Mit dem netten Herrn von Bofrost sah ich dich in der Nacht, eng umschlungen liegen was hast du dir bloß gedacht? Ihr lagt Wange an Wange, ihr wolltet es grad tun. Jetzt liegst du Wange an Wange mit einem Brathuhn.“

Mord: Ui, das hat er nicht gesagt, oder doch? Die Freundin ist also tot. Sie hat ihn betrogen, da hatte er eine Kurzschlussreaktion und sie ermordet. Damit ist er nicht alleine, im Realitätscheck werden wir später sehen, dass es vielen Männern so geht, wenn ihre Partnerin die Beziehung beendet, oder sie vermuten, dass sie eine Affäre hat. „Was hast du dir bloß gedacht?“, fragt er sie und macht damit eine Art Schuldumkehr: Sie hat ihn betrogen, was fällt ihr ein! Jetzt liegt sie zur Strafe tot neben Brathähnchen.

„Das ist Ironie, ja du amüsierst, weil du grad noch so heiß warst und jetzt erfrierst. Du betrügst mich so unsagbar mit dem Eismann. Was dann passiert ist erwartbar, ja das weiß man, weil du in meiner Tiefkühltruhe liegst.“

Das ist keine Ironie: Nein, das ist es wohl wirklich nicht, aber vielleicht ist es ja die Art des Künstlers Morde an Frauen aufästhetischer Ebene zu verarbeiten und Diskussionen anzustoßen“, wie die Stellungnahme der Universität vermuten lässt. Weiter geht es im Femizid-Song:

„Du hast den Kampf verloren, ich will dass du das weißt. Weil du in meiner Tiefkühltruhe liegst. Deine Seele ist erfroren und dein Lächeln ist vereist. Man sagt ja alte Liebe roste nicht, aber du gehst fremd und ich froste dich. Du bist mein ice ice baby. Du hast steif und fest behauptet du würdest sensibel sein, doch jetzt bist du steif und fest, fast so wie n’Ziegelstein.“

Was zur Hölle: Das Lied war bis jetzt inhaltlich nicht mitreißend, wie die Freundin in die Tiefkühltruhe gekommen ist, also wie genau sie getötet wurde, weiß man nicht. Die Affäre mit dem Bofrost Mann hat mich jetzt, wenn ich ganz ehrlich bin, nicht von den Socken gehauen, aber immerhin hat Alex Döring es mittlerweile in dem Lied geschafft „böse zu sein und Grenzen zu übertretenwie es in der Stellungnahme der Auswahl-Jury so schön hieß. Ich sollte das alles positiver sehen. Wann sonst kommt man in den Genuss Lieder über Morde an einer Frauen in solch schwarzhumorigen Versen zu hören? Das ist schon ziemlich einmalig, aber weiter geht es im Text der Spaß ist ja noch nicht zu Ende.

„Ich habe keine Sorgen, du hast jetzt Gefrierbrand. Ich stehe jeden Morgen lachend vorm Gefrierschrank. Und meinetwegen kannst du da Millionen Jahre liegen bleiben. Du bist mein persönlicher Fleischvorrat in Krisenzeiten.“

Kannibalismus: Warum das nicht cool ist, versteht jeder Mensch, oder? Warum er im Lied lachend vorm Gefrierschrank steht, während er auf die Leiche seiner Freundin schaut, die neben Brathähnchen liegt, soll mir mal einer erklären, aber gut das sind doch alles Peanuts. Alles halb so wild, Sie schmunzeln sicher immer noch schwarzhumorig über so viel tiefkühltrueske Poesie! Ein Schmaus für die Ohren, nicht wahr?

Du liegst in der Kälte, so wie Ötzi aus dem Eis. Ich tanz um den Gefrierschrank, ach wie gut dass niemand weiß, dass du in meiner Tiefkühltruhe liegst. Ich musste dich verstecken zwischen Koteletts und Kroketten.

Kleiner Geschichtsausflug: Ötzi starb vor circa 5250 Jahren und die Mumie wurde durch Eis konserviert. Rumpelstilzchen hüpfte bei den Gebrüder Grimm ums Feuer rum, aber ganz sicher nicht, weil es seine Freundin getötet hatte und sie in der Tiefkühltruhe aufbewahrt. Tiefkühltruhen gab es damals nämlich noch gar nicht, aber immer diese Detailversessenheit. Ich sollte echt mal Fünfe gerade sein lassen und ein bisschen einfühlsamer mit dem Femizid-Song sein, der immerhin wie die Auswahl-Jury schrieb: Stellung (bezieht) gegen eine als fehlerhaft und schlecht empfundene Wirklichkeit“. Das tut er doch, oder? Kommt der Teil noch?

„Menschliche Kälte, die sah man dir schon immer an, was neues ist, dass man die jetzt auch bestimmen kann. -18 Grad. Abtaun‘ girl, abtaun‘ girl. Ich werde dich nie wieder abtaun‘ girl.“

Sprachlos: Das Lied neigt sich dem Ende zu. Die Freundin ist also tot und die Leiche liegt irgendwo neben Koteletts und Kroketten. Manchmal kostet Alex Döring in dem Lied auch von der Leiche, aber nur in Krisenzeiten, der Fleischvorrat soll ja eine Weile reichen! Spätestens hier ist es eine menschliche Reaktion, wenn sich Ekel zeigt, aber Moooment wir sind noch nicht ganz am Ende mit der Analyse des Femizid-Songs.

„Da meine Tiefkühltruhe voll war, voll war mit dir, habe ich mir eine neue gekauft. Die steht jetzt direkt neben dir, die soll nur für Tiefkühlfutter sein, doch notfalls passt da auch noch deine Mutter rein.“

Was reimt sich auf Tiefkühlfutter? Ach richtig: Deine Mutter. Ende der Geschichte: Sie ist tot, er hat sich eine neue Tiefkühltruhe gekauft, in die soll eigentlich nur Essen rein, aber notfalls hat auch die Leiche der Mutter dort Platz.

https://www.instagram.com/p/B5e6mJGoTAF/?utm_source=ig_web_copy_link

So und dieses Lied haben Sie liebes Studierendenwerk der Uni Freiburg in der Kategorie „Schwarzer Humor“ verortet? Das ist eine rhetorische Frage, ich kenne nämlich Ihre Antwort: „Das Bewerbungsvideo, mit dem sich Alex Döring bei uns vorgestellt hat, wurde von uns in der Kategorie „Schwarzer Humor“ verortet.“ Interessant. Das Töten von Frauen darf man also in einem Lied besingen, weil es so schreiben Sie die Mächtigen entlarvt, oder habe ich da etwas falsch verstanden? 

Im Zweifel für die Freiheit – das ist der Gedanke des Grundgesetzes. Die Kunst ist frei. Meinungs- und Pressefreiheit dient dazu, die Mächtigen zu entlarven  – und der Mächtige ist zum Beispiel bei Alex Döring der Mann, der nonchalant über die Tötung seiner Freundin berichtet.

Wenn mann in einem Song nonchalant (= lässig, salopp, unbekümmert, locker) besingt, wie man die Freundin getötet hat und sie jetzt steif neben Brathähnchen in der Tiefkühltruhe liegt, dann ist das alles außer Satire: Es ist frauenverachtend und hat mit schwarzem Humor nichts zu tun.

Das hat auch nichts mit Gesellschaftskritik zu tun, nichts mit entlarven irgendwelcher Machtstrukturen. Es hat übrigens auch nichts mit Zensur zu tun gegen einen Femizid-Song zu sein und es hat erst recht nichts mit der NS-Zensur zu tun. Auf die Idee muss man erst mal kommen!

Es ist keine Zensur bei der Auswahl von Künstler*innen darauf zu achten, dass Gewalt keine Bühne bekommt und keine Preise dafür zu verleihen: „(…) Die Zeit, in der die Meinungsfreiheit mit Zensur und Verboten eingeschränkt wurde, war das dunkelste Kapitel der Freiburger Universitätsgeschichte.“ (Stellungnahme der Universität)

https://www.instagram.com/p/B5d9i8ko6lO/?utm_source=ig_web_copy_link

Stellungnahme der Auswahl-Jury: „Es wird immer Grenzfälle geben. Aber Satire muss auch wehtun, sonst bleibt sie wirkungslos. Und im besten Fall löst sie Debatten aus. Diese Debatten begrüßen wir. Es kommt für die Jury jedoch nicht in Frage, die 2018 und 2019 vergebenen Kleinkunstpreise abzuerkennen.“ Sind Sie sich da sicher? 

Wann wäre Ihre Grenze überschritten? Heißen Sie auch „satirische“ Lieder über Kindesmissbrauch, Gruppenvergewaltigungen, Amokläufe, oder Ähnliches gut? Was wäre mit dem Sterben von Geflüchteten auf dem Mittelmeer? Wäre das auch witzig und Preis würdig? Was wäre mit dem Leugnen von Kriegsverbrechen, oder dem Holocaust? Wo sind Ihre Grenzen?

Dass Menschen über dieses Lied lachen können, zeigt übrigens wie wenig sichtbar Gewalt an Frauen ist, obwohl jeden Tag ein Mann in Deutschland versucht seine (Ex)Partnerin zu töten und das jeden dritten Tag gelingt.

Wenn ein Künstler reimend besingt wie er eine Flüchtlingsunterkunft anzündet und überlegt wann die nächste dran ist, wenn er reimend singt wie er ein Kind vergewaltigt und dass es ja selbst schuld sei, wenn er reimend singt wie Geflüchtete im Meer ertrinken und das lustig findet, wenn er reimt aus der Position eines Amokläufers…

All das würde (HOFFENTLICH) alle Menschen schockieren.

Man kann nicht mit Meinungs- und Kunstfreiheit jegliche Diskriminierung, Menschenverachtung, oder Beleidigung wegargumentieren. Ich liebe Satire und schwarzen Humor, aber mir kann niemand sagen, dass Wagner & Döring sich dessen bemächtigt haben. Sie haben einfach gemacht, was bis jetzt immer funktioniert hat. Die Leute lachen ja, zumindest manche. Noch. #KeineBühneFürGewalt Helft mir bitte dabei das zu ändern! Das Problem ist so viel größer als irgendein K(l)einkunstpreis!

Ich habe eine Bitte an euch alle: (Dieser Artikel beinhaltet explizite Darstellung von Gewalt) Lest den Artikel mit allen 122 Fällen von Frauen, die von ihren (Ex)Partnern getötet wurden: „Frauenmord: Von ihren Männern getötet“, Elisabeth Rather und Michael Schlegel, ZEIT, 04.12.2019

Und wer jetzt allen Ernstes noch lachen kann und fröhlich schwarzhumorig im Takt des „Freundin in der Tiefkühltruhen“ Songs klatscht: Bitte schaltet mal euer Herz ein, BANAUSEN! Das sind echte Fälle, echte Menschen, echte Morde und der Femizid-Song hat mit Kunst nichts zu tun.

Wir haben ein Problem, ein verdammt großes Problem und ihr seid Teil des Problems, wenn ihr es nicht seht und nichts tut. Femizide sind Realität, sie sind kein Witz!

Kareen Armbruster: „Das Vorlesen der Mordmeldungen ist eine tapfere und bewegende Aktion. Ich habe es nur bis zum 47. Fall ausgehalten. Wie schnell überfliegen wir häufig, kühl bleibend, solche Meldungen. Durch das Vorlesen wird jede einzelne Tat in ihrer Ungeheuerlichkeit spürbar und zugleich das mörderische patriarchale Programm des Auslöschens der Nicht dienenden, nicht zur Verfügung stehenden Frau so brutal lebendig. Danke Jorinde. Tapfer.“

@queeriki schreibt auf Instagram: „Danke dafür! Dafür, dass du es (dir) persönlich (vor_) genommen hast – obwohl dies nach wie vor so verpönt ist und immer damit gerechnet werden muss für diese Betroffenheit (zumindest subtil) angeklagt zu werden: Zu sensibel, zu humorlos, zu fantasielos, zu naiv, zu (persönlich) betroffen, zu wenig Abstand wahrend, zu „laut“/offensiv, zu kritisch, zu empfindlich, … breaking the taboo! Danke für deine Empörung, dein Engagement – und diese Dokumentation! Nach wie vor lauert da ja eh so einiges im Schatten des #metoo , der Rattenschwanz der „Kunst“/des „Kunst“betriebs: Die (generell sehr einseitige und konventionelle) Darstellung, Verwertung und/oder Aneignung von Körpern/Personen, (meist binären) Geschlechter/kategorien und Geschichten (u. a. in den „Unterhaltungs“medien) werden so häufig noch unreflektiert und/oder kritiklos hin- und über_nommen, ein paar (mit_) Täter wurden geopfert (und auch dies ja nicht ohne Diskussionen und Abwägungen ob dies nun tatsächlich so sein muss und ob das denn auch wirklich gerechtfertigt wäre…) – aber die eigentliche (übergeordnete?!?) Thematik (die ja eine gesamtgesellschaftliche ist), die zusammenfassend als rape culture benannt werden kann/muss, steht zwar wie der (sprichwörtliche) Elefant im Raum, wird aber weiterhin geflissentlich ignoriert…

Ein herzliches Dankeschön an alle Unterstützer*innen der #KeineBühneFürGewalt Petition! Wir sind mittlerweile über 30.000 und werden täglich mehr. Hier ist ein kleiner Auszug der öffentlichen Kommentare:

Gunnar De-Bruer: „Ich bin völlig angewidert von solch pervertierten Dingen, was kommt denn als nächstes ?! Ein Preis für 10 fachen Mord, oder wer hat am übelsten Gemordet und bekommt dafür den Preis für den schönsten Massenmörder der letzten zwei Jahre ?! Ich hoffe doch sehr das die Verantwortlichen eines Tages für diese Sauereien zur Rechenschaft gezogen werden und dass knall hart !!!“

Marion Ahl: „Unfassbar. Weil viele Männer mit kleinem Ego nicht ertragen können, sitzengelassen oder betrogen zu werden, maßen sie sich an, das Leben ihrer einstigen „Geliebten“ auszulöschen (was Frauen auch ständig passiert, ohne dass sie im Umkehrschluss ihren Partner/Expartner dafür töten). Selbst wenn enttäuschte Liebe in Hass umschlägt, gibt das keinem Menschen das Recht, einem anderen Menschen das Leben zu nehmen. Dies zu veralbern oder mit in Songtexten festgehaltenen absurden Ideen verirrte Geister möglicherweise zu solchen Handlungen anzuregen, ist mehr als geschmacklos. Wenn es nicht traurige Realität wäre, müssten wir diese Petition nicht unterstützen.“

Ursula Nöthen: „Eine renommierte Universität und dann sowas! Ich war entsetzt, als ich die Songtexte gelesen habe. Wie konnte im Namen der Uni so ein Faux Pas passieren? Unfassbar!“

c.adlow: „Leute, Leute, Leute. Wer hat denn so etwas „durchgewunken“. Es sollte doch mittlerweile allen klar sein, das die besten Freunde von Kollegah und Farid Bang nicht auch noch ausgezeichnet werden. Und dann noch von Akademikern. Das ist ohne Worte.“

Antonia von Fürstenberg: „Für so was Dummes und Ekliges gibt es an der Uni Freiburg Preise? Habt ihr nichts besseres? Intelligenter, witziger, kunstfertiger, politischer statt dieses dumpfe Stammtischgegröle von gewaltbereiten Möchtegernmachos?“

Anette Pollmer: „Auf was wird denn bei der Preisverleihung eigentlich geachtet? Auf den Liedtext wohl nicht. Armutszeugnis der Uni.“

Christine Neidhardt: „Geschmacklos und keineswegs vorbildlich!! Die Uni Freiburg sollte mal ihre Wertvorstellungen von Frauen überprüfen!!!“

Karin Schnitzlein-Liebhäuser: „Ich hasse diese Verherrlichung von Feminizid und Vergewaltigung. Der Preis zeigt jedoch, wessen Geistes Kind die Zuständigen der Uni Freiburg sind. Frau beachte auch diesen Satz: Er wendet sich gegen jede Form von Intoleranz, Antisemitismus, Extremismus, Fremdenfeindlichkeit, Populismus und Rassismus. Sexismus ist nicht dabei. Was sollen wir also erwarten?“

Lisa Z.: „(…) Erinnert mich stark an den Integrationspreis für Bushido.“

Karl-Heinz Knauß: „Wer so ein Gedankengut in die Welt setzt dem fließt wirklich die Scheiße durchs Hirn. Voller Hochachtung dürfen wir nie vergessen was unsere Mütter für uns getan haben. Frauen als Objekt der Lustbefriedigung zu degradieren ist wirklich pervers! (…)“

Petra Köthke: „Ich unterstütze die Petition , weil ich Gewalt gegen Frauen und Mädchen verabscheue und es alles andere ist , als künstlerische Freiheit…..es ist widerlich und abstoßend.“

Ursula Neuss: „Ich unterschreibe, weil solche Witze deplatziert sind und gewaltbereite Sexualität verherrlichen.“

Vera Pedersen: „Das ist ja unglaublich, dass jemand für so einen Text auch noch einen kleinkunstpreis erhält?!?!? Geht es noch!!!!!! Lustig ist anders, nämlich, wenn auch Frauen darüber lachen können. Dieser Text ist ja eine Einladung für Männer, Frauen Gewalt anzutun und sie anschließend noch zu verhöhnen. Daumen runter für solche Art von künstlerischer Intelligenz und Darstellung!!!!!!!“

Ekkard Heydenreich: „Die Welt kann diese Menschen verachtenden nicht wirklich brauchen. Wie kann man auf die Idee kommen, das auch noch zu prämieren?
Das würde ich gerne ganz explizit erklärt bekommen. Was ist das für eine Jury ?“

Andreas Fritzsch: „Abgesehen davon, dass ich gegen Gewaltausübung jeglicher Art bin… Ich verstehe nicht, wie man für derart besch… (Entschuldigung!) Texte überhaupt irgendeinen Preis vergeben kann. Das sind Texte fürs Klopapier von Machos, bestenfalls…“

Satire darf alles…

… aber nicht alles ist Satire

Am 1. Dezember 2019 wollte ein Künstler bei einem K(l)einkunstpreis des Studierendenwerkes der Uni Freiburg einen Femizid besingen.

Ich bin aufgestanden, das sollten Sie alle tun.

Es ist keine Satire und kein schwarzer Humor, wenn man „(…) nonchalant über die Tötung seiner Freundin berichtet.“ (Stellungnahme der Auswahl-Jury)

Wenn mann in einem Song nonchalant (= entspannt, lässig, salopp, unbekümmert, locker) besingt, wie man die Freundin getötet hat und sie jetzt steif neben Brathänchen in der Tiefkühltruhe liegt, dann ist das alles außer Satire: Es ist frauenverachtend und hat mit schwarzem Humor nichts zu tun. Nicht nur die Art wie das Thema Femizid besungen und lächerlich gemacht wird, sondern auch das Setting hat mich schockiert: Sie hat ihn betrogen, Kurzschlussreaktion, selber schuld, „Was hast du dir dabei gedacht?“, fragt er sie, Mord an ihr, höhnische Freude an ihrem Tod und zum Schluss soll auch noch die Mutter getötet werden? Hey das kann man sich ja gar nicht beschissener ausdenken! Das hat nichts mit Gesellschaftskritik zu tun, nichts mit entlarven von irgendwelchen Machtstrukturen. Es hat übrigens auch nichts mit Zensur zu tun gegen einen Femizid Song zu sein und es hat schon gar nicht mit der NS-Zensur zu tun. Auf die Idee muss man erstmal kommen!

Es ist keine Zensur bei der Auswahl von Künstler*innen darauf zu achten, dass Gewalt keine Bühne bekommt und keine Preise dafür zu verleihen: „(…) Die Zeit, in der die Meinungsfreiheit mit Zensur und Verboten eingeschränkt wurde, war das dunkelste Kapitel der Freiburger Universitätsgeschichte.“ (Stellungnahme der Universität)

Dass Menschen über dieses Lied lachen können, zeigt übrigens wie wenig sichtbar Gewalt an Frauen ist, obwohl jeden Tag ein Mann in Deutschland versucht seine (Ex)Partnerin zu töten und das jeden dritten Tag gelingt.

Wenn ein Künstler reimend besingt wie er eine Flüchtlingsunterkunft anzündet und überlegt wann die nächste dran ist, wenn er reimend singt wie er ein Kind vergewaltigt und dass es ja selbst schuld sei, wenn er reimend singt wie Geflüchtete im Meer ertrinken und das lustig findet, wenn er reimt aus der Position eines Amokläufers…

All das würde (HOFFENTLICH) alle Menschen schockieren.

Es ist übrigens irrelevant wie eine Diskriminierung „gemeint“ war. Wer zum Beispiel das N-Wort benutzt (Nach dem Motto: Es war ja nur Spaß!) der ist trotzdem nicht fein raus: Es bleibt rassistisch!

Was ist denn jetzt Satire?

Satire enthält 1. einen expliziten oder impliziten Angriff gegen beziehungsweise eine aggressive Kritik an einem Satireobjekt: das heißt vermeintlichen gesellschaftlichen Missständen, politischen Akteuren, Prozessen, Institutionen oder Ereignissen. 2. Erfolgt diese Kritik unter Verwendung von Humor und rhetorisch-künstlerischer Mittel wie jene der Verzerrung, Übertreibung oder Ironie. 3. bezieht sich Satire zumindest implizit mit ihrer Kritik auf ein gesellschaftliches Ideal, das in der Realität nicht erfüllt wird und von dem das oder der Kritisierte abweicht. Letzteres könnte man auch mit dem „moralischen Zeigefinger“ übersetzen.“ („Eine einheitliche Definition existiert nicht„, Patrick Gensing, tagesschau.de, 17.10.2019

Auf die Frage ob rassistische Beleidigungen also keine Satire seien, antwortet Anna Wagner in dem Interview weiter:Insbesondere in den Fällen von Poggenburg und Strache wird der Begriff der Satire, der immer auch Kunst- und Meinungsfreiheit repräsentiert und einen besonderen Schutz genießt, dazu herangezogen, moralisch grenzwertige Positionen und sogar diskriminierende Aussagen und Beleidigungen zu verbreiten. Ein ähnliches Muster habe ich gemeinsam mit meinem Kollegen Christian Schwarzenegger bei der Analyse extremer rechter Facebookseiten und -gruppen beobachtet, die unter dem Begriff der Satire firmieren. Hierbei wird Satire und damit eine „es ist ja nicht so gemeint“-Rhetorik vorgeschützt, um die Grenzen des Sagbaren auszureizen.“ („Eine einheitliche Definition existiert nicht„, tagesschau.de, Patrick Gensing, 17.10.2019)

Man kann nicht mit Meinungs- und Kunstfreiheit jegliche Diskriminierung, Menschenverachtung, oder Beleidigung wegargumentieren. Ich liebe Satire und schwarzen Humor, aber mir kann niemand sagen, dass Wagner & Döring sich dessen bemächtigt haben. Sie haben einfach gemacht, was bis jetzt immer funktioniert hat. Die Leute lachen ja, zumindest manche. Noch. #KeineBühneFürGewalt Helft mir bitte dabei das zu ändern! Das Problem ist so viel größer als irgendein K(l)einkunstpreis!

(„El violador eres tú – Der Vergewaltiger bist du“ – komplette Performance in Freiburg„, uniCROSS, 10.12.2019)

Hier sind einige Kommentare, die unter der #KeineBühneFürGewalt Petition zu lesen sind:

Stephan Buchner:Seit Beginn dieses Jahres sind 166 Frauen, oder Mädchen durch Männer ermordet worden. In Europa stirbt alle dreißig Minuten eine Frau durch männliche Gewalt und das sind ausschließlich die Daten, die im Hellfeld der Betrachtung liegen, die Dunkelziffer dieser Femizide dürfte noch weit darüber liegen Gewalt ist zum übergroßen Teil männlich. Das belegt auch jede Kriminalitätsstatistik. Welchen Grund sollte es also geben sich innerhalb eines Kleinkunstwettbewerbs über Mörderische Gewalt an Frauen lustig zu machen? Das ist blanker, frauenverachtender Zynismus.

Holger Eismann:Frau Wiese spricht mir aus dem Herzen: Es ist beklemmend, sehr sogar. Auf der einen Seite werden die Verrohung der Gesellschaft, der Verlust von Empathie und Mitgefühl beklagt und auf der anderen Seite werden selbsternannten Künstler, die dieser Entwicklung unterschwellig und latent Vorschub leisten noch Preise verliehen. Die Preisverleiher dürfen sich fragen, wen und was sie damit ausloben und befördern wollen. Und sie stellen sich damit ins gesellschaftliche Abseits. Denn Kunstfreiheit hört dort auf, wo Menschen-(und Frauen-)rechte in Frage gestellt werden.

Michaela Dierolf:So wie es aussieht, gibt es in Deutschland immer mehr Personen die eine Meinung nicht von einer Beleidigung und von Menschenverachtung unterscheiden können und die Schund mit Kunst verwechseln. Armes Deutschland, Herr Hube hat Recht. Abitur und Studium, Diplom, Doktortitel und Professur scheinen vor Torheit nicht zu schützen.

Gabriele Seydel:In der Stellungnahme der Uni heißt es u.a.: „Die Kunst ist ein wirkmächtiges Mittel, um Themen auf ästhetischer Ebene zu verarbeiten……“ etc. Also wirklich, werte Uni- jetzt macht mal nen Punkt, weil von Ästhetik ist nun wirklich in diesen Texten und deren Darbietung keine Spur vorhanden. Entweder wollt IHR uns jetzt verscheißern oder Ihr habt eine Auffassung von Ästhetik, die mir – soviel weiß ich- nicht mehr einleuchten KANN, weshalb ich mich darum auch gar nicht erst zu bemühen brauche.

(…) Ich dachte bis jetzt, Unis hätten zumindest den Anspruch, ihren StudentInnen ein humanistisches Weltbild zu vermitteln, dazu gehört wohl zweifellos, daß man sich nicht auf die Verherrlichung von Gossenniveau (letzteres im übelsten Sinne ) herabläßt.

Ich wünsche mir (und allen anderen Frauen.), daß jemand kommt, die/der die richtigen Worte oder Taten findet, die diese Jury versteht, um ihre Fehl-einstellung zu berichtigen. Die sehen diese Themen offenbar als satirefähig an- haben also entweder noch nicht genug eigene Erfahrungen damit oder aber, was hoffentlich wahrscheinlicher ist, es mangelt an Grips und Anstand, diesen Themen den passenden Stellenwert zu geben. Welcher sich auf jeden Fall jenseits von angeblicher „Satire“, (…), einreihen sollte.

Es gibt Themen, die eignen sich ganz gewiß nicht für irgendeine Art von Satire und Belustigung, weil sie viel zu traurig sind. Vergewaltigungen und Femizid gehören dazu, werte Uni. (…) Diese Themen eignen sich grundsätzlich nicht, nicht mal ansatzweise, für Satire, Sarkasmus, schwarzen Humor u.s.w. Somit erfüllen diese Antikunstwerke zumindest den Tatbestand Beleidigung und verstoßen darüberhinaus gegen den Artikel 1 des Grundgesetzes, daß die Würde des Menschen unantastbar ist. Abgesehen davon, daß sowohl die Texte als auch die Bepreisung absolute Niveaulosigkeiten sind. (…)

Es ist höchst bedauerlich und beschämend für eine Uni, wenn man ihr so etwas erst sagen muß, denn diese Selbstverständlichkeit sollte normalerweise von der Uni selbst ausgehen.

Frank Flach:Liebe Frau Wiese,
im Bewusstsein ganz vieler Europäer ist, trotz eindeutiger Erfahrungen, nicht tief genug verankert, daß man für seine Würde , Meinungsfreiheit und anschließende Grundrechte auch tatsächlich kontinuierlich eintreten muß ! Es sind hart erkämpfte Werte, die nur zum Tragen kommen durch Menschen, die bereit sind Gesicht zu zeigen, sich persönlich angreifbar zu machen, wie Sie das hier tun.
Meine Unterstützung und vollen Respekt haben Sie. Weiter so !

Homophobie WITZIG?

(Zitiert aus dem Artikel „In die Fotze ballern – WITZIG?“, 04.04.2019) Ich habe mich schon im April 2019 intensiv mit der Frage auseinander gesetzt was Comedy eigentlich „darf“ und was da so zum guten Ton gehört. Während ich das Programm „Der Adolf in mir“ von Serdar Somuncu noch einmal anschaue um daraus zu zitieren wird mir schlecht. Meine Hände zittern und in mir krampft sich alles zusammen. Ich wünschte, Serdar Somuncu würde sein Comedy Programm, das durchaus auch viele gute und pointierte Inhalte hat, ohne homophobe Ausfälle machen, dann müsste ich den folgenden Mist nicht zitieren. Tut er aber nicht. Nach dem Motto: „Ich mache alle Minderheiten fertig“, verbreitet Serdar Somuncu seinen homophoben Scheiß und die Leute lachen. Die Frage ist wie lange noch?

Los geht es bei Minute 24:15

Es kommt darauf an was man vorher im Mund hatte. Scheiß Schwule. (Gelächter) Ich meine den Pflaume. Kommen nach Deutschland und nehmen uns Türken (unverständliches Geschrei) Ich bin durch und durch heterosexuell. Ich lasse mir doch hinten nichts reinstecken, da kommt bei mir was raus. (Gelächter) In was für einer degenerierten Gesellschaft leben wir, in der sich Männer gegenseitig irgendwelche Körperöffnungen größer und kleiner machen und wenn es nicht reicht sich sogar von Pferden nehmen lassen. (Gelächter) Nachdem sie den Gaul vorher mit Pheromonen eingerieben haben. (Gelächter) Weil sie geil werden auf nackte Pferde. Pferde sind in der Regel immer nackt und der Gaul hat auch keine Ahnung wo er aufhören muss, der zieht einfach durch: RAMMELN! (Gelächter) Und der Typ ist tot, vorher war er noch geil. (großes Gelächter) Jetzt ist er tot, aber geil tot. (Serdar Somuncu muss selber lachen)

Serdar Somuncu – Der Adolf in mir, 03.01.2016

Wenig später sagt er noch: „Je größer die Krise, desto banaler die Ablenkung. Deshalb hat es was von Mittelalter was wir gerade erleben, deshalb lohnt es sich zu hinterfragen.“ (Minute 25:30) Der einzige, der im Mittelalter stecken geblieben ist ohne zu hinterfragen und sich an homophoben „Witzen“ aufgeilt, scheint er selber zu sein.

Warum tut man das?

„Ich habe mich immer auf das Abstraktionsvermögen meiner Zuschauer verlassen. Jeder, der ein Theater betritt weiß, dass das was er sieht, nicht echt ist. Der Schauspieler spielt eine Rolle und er identifiziert sich mit ihr, damit der Zuschauer ihm glaubt, was er sagt. Mit dem Applaus endet diese Illusion. Ähnlich funktioniert es beim Kabarett. Jeder weiß, dass Kabarett von Ironie und Andeutungen lebt und dass der Kabarettist nicht immer unbedingt sagen muss, was er wirklich denkt. Wer das vorsätzlich missversteht, öffnet ein weites Feld von Anschuldigungen und Verdacht.“ (Serdar Somuncu, „Oliver Polack – eine Analyse, 05.11.2018)

Seine eigene Einstellung: „Ich beleidige flächendeckend. Erst wenn es alle trifft ist es gerecht verteilt. Jede Minderheit hat ein Recht auf Diskriminierung“, ist für mich keine Entschuldigung. Die Einstellung: Ich mache mich eben über alle lustig und bin nicht verantwortlich für Missverständnisse ist doch kein Freifahrschein für Homophobie! Es wird übrigens nicht besser, als Somuncu von seinem eigenen „super geilen Schwanz“ erzählt und wie Deutsche „in der Dusche rubbeln, weil sie alle latent homosexuell“ sind. (Minute 51:10) Ich erspare euch die Details.

Kotz. 

In diesem Video steht Serdar Somuncu Rede und Antwort zum Vorwurf, dass er ein Problem mit Homosexuellen habe:

Am weltweiten Tag gegen Homophobie trifft Michi Koppel, ein Reporter von on3 Serdar Somuncu in München. Das Gespräch beginnt damit, dass Somuncu feststellt, dass ein Tag gegen Homophobie ja eine doppelte Verneinung sei. Genau das ist es, ansonsten wäre es ein Tag für Homophobie und die will ja keiner (zumindest wünsche ich mir das!) haben. „Dafür gibt es einen internationalen Tag?“ Ja genau, zum Glück. „Ah, dann ist die schwule Bewegung noch nicht am Ziel? Warum fragst du mich das?“ Mensch Serdar, denk doch mal nach! Der Reporter fragt dich das gerade, weil es eine Chance ist für dich zu sagen, dass du nicht homophob bist. Stattdessen bekräftigst du dieses Bild mit deinen Antworten. Ja, die Lesben- und Schwulenbewegung ist noch nicht am Ziel, auch wenn 1994 Homosexualität in Deutschland (endlich) straffrei gemacht wurde. Weltweit werden homosexuelle Menschen diskriminiert, verfolgt, getötet.

Anstatt irgendwie sinnvoll auf den Homophobie Vorwurf einzugehen, redet Somuncu den Vorwurf klein, nach dem Motto er sei einfach nicht verantwortlich für die Missverständnisse, die aus seiner Arbeit entstehen. Außerdem habe er ja auch schon zahlreiche Preise „für Gegentoleranz und für mehr Verständnis unter unterschiedlichsten Völkergruppen“ (Minute 1:39) bekommen. Gemeint ist hier wohl der Preis für Toleranz und Zivilcourage im Jahr 2011. Das mag ja alles sehr lobenswert sein, doch das eine macht das andere leider nicht besser. Überhaupt sei es merkwürdig, konstatiert Somuncu, dass sich die Leute immer nur über ihre eigene Diskriminierung beschweren und nicht über die der anderen:

Stattdessen werde „Lobby-Echauffage“ betrieben, und es sei eines seiner Ziele, „dies zu entlarven“. Das Problem ist nur: Die wenigen Ausschnitte, die der BR-Beitrag aus dem Schaffenswerk Somuncus zusammenfasst, zeigen keine Witze auf Meta-Ebene, wie er behauptet, sondern homopbobe Schenkelklopfer, die doch eher seine als die Homophobie des Publikums entlarven. Und was soll die Meta-Ebene überhaupt sein? Wenn Somuncu derart missverstanden werden kann, hat er ein Problem, nicht Niggemeier. (nb, „Serdar Somuncu weist Homophobie-Vorwurf zurück“, 19.05.2011)

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Auf den Artikel von Stefan Niggemeier „Serdar Somuncu“, antwortet ein Nutzer glamorama in einem Kommentar am 19. April 2011 sehr treffend:

Ich habe Somuncu vor einigen Jahren live erlebt — und auch mir ist das Lachen im Halse stecken geblieben, als zwischen seinen bissigen, immer in höchstem Maß ironischen Kommentaren plötzlich so ein schwulenfeindlicher Spruch kam. Auch ich hatte das Gefühl, dass der Spaß in diesem Moment verschwunden war und Somuncu das wirklich ernst meinte.

Ich weiß nicht was schlimmer ist: dass Menschen auch im 21. Jahrhundert noch homo-feindliche Witze machen, dass sie das in der Öffentlichkeit (auf der Bühne, in der Zeitung, im TV) machen dürfen, dass die Masse tatsächlich darüber lacht oder dass von denen, die nicht lachen, keiner lautstark widerspricht. (…)

Ich widerspreche. Vielleicht nur ganz leise und nur auf diesem Blog, aber ich widerspreche. Das hat nichts damit zu tun, dass ich keinen Humor habe. Das Programm von Serdar Somuncu habe ich mir zu Ende angeschaut, weil er durchaus auch viele spannende Sachen sagt.

Große Porno Pointen

Stefan Niggemeier schreibt in einem FAZ Artikel zu dem Thema:

In seinem Internetprogramm „Hate Night“ erzählt er, wie sehr es ihn vor Hella von Sinnen und Anne Will ekelt. Er hetzt darin so überzeugend gegen Lesben, dass es egal ist, ob er da womöglich eine Rolle spielt und das demaskierend meint: Die Show ist geilster Porno für Lesbenhasser. (Stefan Niggemeier, 17.04.2011, „Serdar Somuncu„)

Hier ist ein Ausschnitt aus einem Interview mit rp-online:

Anne Will scheint Sie auf jeden Fall zu verstehen. Ihre Figur aus der Hate Night hat sie ja wegen ihrer Homosexualität angegriffen. Kürzlich haben Sie Frau Will allerdings für die Arte-Reihe „Durch die Nacht mit…“ getroffen. (Sebastian Dalkowski, 19.03.2013, „Es ist nie gut, wenn Leute machen, was sie wollen“ rp-online)

Antwort von Serdar Somuncu:

„Allein dass ich mich in der Sendung mit ihr treffe, zeigt ja, dass das, was ich in der Hate Night gesagt habe, nicht wahr gewesen ist. Meine Figur ist in dieser Passage klar ironisch. Aus der Perspektive eines heterosexuellen, ziemlich sexistischen Mannes beschwere ich mich über lesbische Frauen, die uns nicht mehr in Anspruch nehmen wollen, weil sie sich selbst genug sind. Da bediene ich ganz klar Klischees, wenn ich zum Beispiel sage „Ich mag die alle nicht, aber wenn sie in Pornos an sich herumfummeln, finde ich es geil“. Ich habe ja für Anne Will gesprochen, indem ich vorgemacht habe, wie Leute schlecht über sie reden.“

Mag ja sein, dass dieser Teil für dich „klar ironisch“ war. Erklär mir bitte noch einmal dieselbe klare Ironie an dem Pferde “Witz“ in dem der Mann totgeil war. Mir blieb der Witz und die Ironie (?!) nämlich im Hals stecken.

Kämpferin

08.12.2019

Hej mor,

Du hast heute Geburtstag und ich wünsche dir ein schönes neues Lebensjahr und viel Kraft und Mut zum Kämpfen! Ich wünsche dir aber auch ganz viel Ruhe und Entspannung und schöne Sonnentage, denn die hast du dir mehr als verdient

KlitorisKlima2

Ich möchte heute mal DANKE sagen dafür, dass du mir immer gezeigt hast was es heißt Dinge kritisch zu hinterfragen und für Gerechtigkeit einzustehen.

DANKE, dass du am Abend des Freiburger Kleinkunstpreises 2018 hinter und vor der Bühne mit dabei warst. DANKE, dass du mir das rote Kleid wenige Tage zuvor besorgt hattest und meine Wut und Ohnmacht nach diesem „K(l)einkunstpreis“ aufgefangen hast. DANKE, dass du mir Mut gemacht hast das alles nicht so hinzunehmen.

DANKE, dass du voll hinter mir stehst, als kritischste Leserin dieses Blogs und meines Buchmanuskriptes. DANKE, dass du mir immer sagst, wenn ich daneben liege. DANKE, dass du mir von klein auf gezeigt hast, dass es in unserer Gesellschaft so viele Probleme gibt, die niemand hinterfragt:

Weißt du noch, als du vor vielen Jahren gefragt hast, warum Schweizer Armee Soldaten ihre Schusswaffen samt Munition zu Hause lagern durften und es in der Schweiz immer wieder zu Femiziden kam, bei denen oft die gesamte Familie getötet wurde? Ich kann mich erinnern, wie du bei einem Treffen mit Freunden dagegen argumentiert hast, dass es doch völlig ok sei Sturmgewehre in der Besenkammer zu lagern, ein Küchenmesser sei ja auch eine Waffe und überhaupt jedes Auto könne zur Waffe werden. Du hattest immer deinen Kopf eingeschaltet und gute Argumente auf deiner Seite.

Deine sachliche Art zu argumentieren und dabei immer das große Ganze im Blick zu haben hat mich geprägt und ich bin dankbar dafür.

Dieses Jahr wollte ich eigentlich wieder beim Freiburger Kleinkunstpreis teilnehmen. Ich wollte dir den Auftritt als Überraschung kurz vor deinem Geburtstag schenken und gar nichts sagen bis zu dem Tag! Leider kam es nicht dazu, weil die Veranstalter meinten, dass dieses Jahr nur Künstler*innen auftreten, die noch nie dort aufgetreten sind, damit auch Newcomer eine Chance haben. Eine lustige Begründung, weil der Gewinner von 2016 (eine Musik-Kabarett Legende) dieses Jahr wieder auftreten durfte und mit poetischen Liedern zu lapprigen Käsebroten mit Salat und einem PiepMiau Lied zum zweiten Mal den ersten Platz abgeräumt hat. Verdient!

Das hier war meine Bewerbung und weil du letztes Jahr gesagt hast du wünschst dir, dass ich mal bei Ladies Night auftrete, schreibe ich das hier auf meinen Blog. Vielleicht liest das ja irgendwann eine Person, die Kontakte zur Ladies Night Redaktion hat:

Kleinkunst7

(Foto: Max Erb)

Feminismus 3.0

„In meinem WAKE UP Comedy Programm “Feminismus 3.0” möchte ich ein Stand-Up Comedy Programm auf die Bühne bringen. Es startet mit der Frage: Warum ist Sexismus in der Comedy Szene immer noch so ein Schwerpunkt und fokussiert sich dabei auf die Künstler Felix Lobrecht sowie Serdar Somuncu. Was darf Comedy? Und wo fängt Diskriminierung an? Humor darf doch alles, oder? Und sind Frauen, die in der Comedy Szene erfolgreich sind wie beispielsweise Hazel Brugger und Helene Bockhorst nicht auch sexistisch?

Um der Wake Up Comedy treu zu bleiben knüpfe ich inhaltlich an Felix Lobrechts Beitrag zum Thema Aufklärung an und bringe das DING, von dem noch niemand gehört hat, das aber genauso wichtig für den Schutz vor Geschlechtskrankheiten ist wie Kondome, auf die Bühne. Neben der Erklärung was zur Hölle das DING (ein Lecktuch/Dental Dam) ist, folgt eine amüsante Kurzzusammenfassung von 22 Telefonaten bei Freiburger Apotheken nach diesem DING Verhütungsmittel, das (noch) niemand kennt.

Abschließend fasse ich 10 Gründe zusammen, warum wir über die Vulva sprechen müssen, auch wenn das peinlich ist und rappe einen Rap gegen Intimchirurgie. Dabei nehme ich die Rolle des bekanntesten Intimchirurgen Deutschlands ein. Um das ganze Programm positiv abzuschließen und weg zu kommen von dem Bild der „männerhassenden Feministin“ bringe ich die von mir ins Chinesische übersetzte Version von „Liebe ist alles“ (Rosenstolz) „让它成为爱“ mit Gitarre auf die Bühne. Denn wie Barbara so schön sagt: Hass ist krass, Liebe ist krasser.“

Alles Gute zum Geburtstag! Lass dich feiern!

Deine Jori

P.S. Ich konzentriere mich jetzt auf mein Studium, versprochen! Das alles hier ist seit dem November 2018 passiert: