Femizid-Song verdient keine 3000 Euro

Am 04. Januar 2020 gewann Alex Döring gewinnt mit dem Femizid-Song „Freundin in der Tiefkühltruhe“ den 14. Klagenfurter K(l)einkunstpreis Herkules.

Mario Kuttnig von der Agentur Herkules schreibt über den Preisträger: „…von freien Sträußen und Tiefkühl-Freundinnen:
Alex Döring hatte den Saal fest im Griff mit Songs, bei deren Wortspielen man sich beim Lachen gut am Stuhl festhalten musste. (…) Er philosophierte (…) über die Wichtigkeit der richtigen Partnerwahl, fror seine hypothetisch untreue Freundin im Tiefkühlschrank ein und konstatierte dann: „Ich werd‘ Dich nie wieder abtau’n, Girl!“. Spätestens ab der Zugabe summte und sang das Publikum mit.

Alex Döring schreibt über seinen Sieg: „So schaut ein sehr überraschter Alex! Gestern hatte ich gleich doppelt Glück und durfte beim 14. Klagenfurter Kleinkunstpreis Herkules nicht nur den Jurypreis, sondern auch den Publikumspreis mitnehmen!

(Quelle: Facebook, Alex Döring)

Ein Femizid-Song hat keine Preise verdient! Bitte unterstützt die Petition  #KeineBühneFürGewalt auf change.org!

Was waren eigentlich die Bedingen für die Teilnahme am 14. Klagenfurter Kleinkunstpreis „Herkules“?

  • Es handelt sich um das max. dritte öffentlich aufgeführte Programm
  • Mindestalter beträgt 15 Jahre – für „Spätberufene“ keine Altersobergrenze

(Zitat aus „Teilnahmebindungen 2020, Agentur Herkules)

Wie oft trat Alex Döring öffentlich mit „Freundin in der Tiefkühltruhe“ auf?

Zitat Deutschlandfunk: „Am absurdesten ist eine Freundin in der Tiefkühltruhe“

Über irgendwelche Beziehungsproblem singen, da bin ich echt einfach überfordert in vielen Fällen. Ich hab bis jetzt größtenteils politische Lieder geschrieben, und dabei ist es extrem trocken immer mit dem Publikum umzugehen. Da ist selten ein Lacher dabei und dementsprechend habe ich mir gesagt, ich brauche unbedingt mal was anderes und habe dann tatsächlich nur darüber nachgedacht, was ist denn jetzt am absurdesten. Und am absurdesten ist eine Freundin in der Tiefkühltruhe zu verstauen.“ (Alex Döring)

Den ersten Platz jedoch belegten freilaufende Sträuße und tiefgekühlte Freundinnen. Alex Döring hatte den Saal fest im Griff mit Songs, bei deren Wortspielen man sich beim Lachen gut am Stuhl festhalten musste. Nicht nur versetzte er sich in einen Strauß, der von militanten Tierschützern gegen seinen Willen aus dem Tierpark befreit wurde. Er philosophierte auch über die Wichtigkeit der richtigen Partnerwahl, fror seine hypothetisch untreue Freundin im Tiefkühlschrank ein und konstatierte dann: „Ich werd‘ Dich nie wieder abtau’n, Girl!“ Mit deutlichem Abstand wurde Alex Döring zum #evening_hero gewählt (…)

(Moment, das ist ja genau die gleiche Beschreibung wie beim 14. Klagenfurter Kleinkunstpreis. Copy Paste?)

Es hat leider nicht ganz fürs Finale gereicht… Aber danke Euch für’s Anschauen und die netten Kommentare!“ (Alex Döring)

Tiefkühltruhe – Alex Döring „Alex Döring, Gewinner des NDR-Comedy Contest vom 3. März 2018, präsentiert von Bernhard Hoecker und Torsten Sträter

Komisch… Warum ist denn die Aufzeichnung zu diesem Auftritt nicht mehr online?

Screenshot_AlexDöring

„Mit dem Gewinn des NDR Comedy Contestes und zahlreichen TV Auftritten ua. bei Night Wash ist Alex Dörring auch dem breiteren TV Publikum bekannt.“ (Pressemeldung Bachmeier Entertainment, 26.03.2019)

„Im zweiten Teil begeisterte Florian Wagner am Klavier das Publikum mit seinem Musikkabarett, bevor Alex Döring an der Gitarre mit seiner unglaublichen Bühnenpräsenz überzeugte.“ Programm: Wortgewalt

Kunstformen wie die Satire jedoch betreiben Tabubrüche, um der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Das trifft sowohl bei Florian Wagner als auch bei Alex Döring zu. Das Bewerbungsvideo, mit dem sich Alex Döring bei uns vorgestellt hat, wurde von uns in der Kategorie „Schwarzer Humor“ verortet. Das Wesen des Schwarzen Humors ist es, böse zu sein und Grenzen zu übertreten. Und Stellung zu beziehen gegen eine als fehlerhaft und schlecht empfundene Wirklichkeit.“ (Stellungnahme der Auswahl-Jury)

Das waren jetzt Moment 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 Auftritte des Programms vor Beginn des 14. Klagenfurter Kleinkunstpreises „Herkules“. Ist es eigentlich schwer zu recherchieren, ob Künstler die Wettbewerbsbedingungen erfüllen? 

AmnestyRadiosendungScreenshot

(Quelle Screenshot: Amnesty AktuellFemizide weltweit, 06.01.2020)

Am 06.01.2020 habe ich in der Radiosendung Amnesty Aktuell: Femizide weltweit (Beginn des Interviews bei Minute 14:30) über die #KeineBühneFürGewalt Petition berichtet. Ich habe im Interview klar gestellt, dass sich die Petition nicht gegen die Künstler, oder gegen die Kunstfreiheit richtet, sondern gegen die Entscheidung, dass Gewalt an Frauen eine Bühne geboten wird und Mann dafür Preise bekommt.

Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass Alex Döring seinen Femizid-Song ein weiteres Mal (erfolgreich) aufgeführt hatte. Ich bin die Letzte, die bestimmen möchte wo die Kunstfreiheit aufhört und einen Künstler auffordert ein Lied nicht mehr zu spielen. Das ist nicht meine Aufgabe und nicht meine Verantwortung. Ich kann nur absolut nicht verstehen, wie man als Künstler so gekonnt Kritik IGNORIEREN kann.

Es gab eine ausführliche Liedanalyse des Femizid-Songs „Schaltet euer Herz ein, BANAUSEN„. Viele gute Kommentare wurden in den Blogartikeln „Satire darf alles…“ und „Spieglein, Spieglein an der Wand“ zitiert. Ich habe versucht zu erklären, warum die Uni Freiburg mit ihrem „NS-Zensur Vergleich“ völlig daneben liegt und warum man mit Meinungsfreiheit nicht Diskriminierungen oder Menschenrechtsverletzungen rechtfertigen kann.

Das hat Zeit und Nerven gekostet. Ich mache das nicht aus Spaß, aber offensichtlich sind Femizide Alex Döring egal. Sie sind der Klagenfurter-K(l)einkunstjury egal. Sie sind der Universität Freiburg und dem Studierendenwerk Freiburg egal.

Aber wissen Sie was? Mir sind sie überhaupt nicht egal. Jeder einzelne Femizid ist ein Fall zu viel! #KeineMehr #PasUneDePlus

(Quelle: Youtube)

Das Thema Femizid wird erst langsam in Deutschland in der Öffentlichkeit sichtbar, wie zum Beispiel am 10.12.2019 in Freiburg. UniCROSS berichtet: „El violador eres tú – Der Vergewaltiger bist du“ – komplette Performance in Freiburg

(Quelle: Youtube)

Anlässlich des internationalen Tags der Menschenrechte haben sich heute auf dem Platz der alten Synagoge etwa 200 Frauen zusammengefunden um den Protestsong „Un violador en tu camino – ein Vergewaltiger auf deinem Weg“ zu performen. Damit demonstrieren sie gegen Gewalt an Frauen und Femizide und solidarisieren sich mit Frauen auf der ganzen Welt.“ (Uni CROSS, 10.12.2019)

Frau Prof. Dr. Kristina Wolff hat Jahr 2019 alle 170 Femizid Fälle in Deutschland dokumentiert und die Petition „Stoppt das Töten von Frauen #saveXX“ gestartet. Seit Monaten wird sie mit Ihrem Anliegen von der Politik nicht ernst genommen.

Was hier gerade passiert ist pure Ignoranz. In Deutschland stirbt mindestens jeden dritten Tag eine Frau, ermordet durch ihren (Ex)Partner.

Häusliche Gewalt ist ein riesengroßes Problem: „114.000 Frauen Opfer von häuslicher Gewalt, Bedrohungen oder Nötigungen durch ihre Ehemänner, Partner oder Ex-Partner. Das zeigt eine Auswertung des Bundeskriminalamts (BKA) zum Thema Partnerschaftsgewalt (…)“ (Tagesschau.de, 25.11.2019)

Morde sind immer grausam, egal welches Geschlecht betroffen ist. Ich möchte jedoch den Fokus auf die strukturelle Gewalt gegen Frauen richten. Tamara Funiciello sagte passend zum Thema: „Gewalt gegen Frauen ist wie eine Pyramide. Sie beginnt beim sexistischen Witz und der Belästigung und endet mit Vergewaltigung und Ehrenmord.“ („Tamara Funiciello: Ich lasse mich nicht zum Schweigen bringen“, Renato Beck und Andrea Fopp, TagesWoche, 03.09.2018)

Die Spitze des Eisberges der strukturellen Gewalt gegen Frauen sind sogenannte Ehrenmorde und Femizide. Jegliche Verharmlosung von Gewalt trägt dazu bei, dass wir Grausamkeiten als „normal“ wahrnehmen. 

Link zur Petition: #KeineBühneFürGewalt

Femizide sind kein Spaß, sie sind Realität.

Ich fordere:

  • Erkennen Sie die Preise an Florian Wagner und Alex Döring ab
  • Nehmen Sie öffentlich Stellung gegen Sexismus und Gewalt an Frauen
  • Schaffen Sie Strukturen, damit der Kleinkunstpreis wirklich Talente fördert und nicht Diskriminierungen

Jorinde Wiese