STABIL.

Warnung: Um die chinesische Internetzensur zu umgehen werde ich im folgenden Artikel mit Metaphern um mich schmeißen, Redewendungen erfinden und ab und zu die Wegstaben verbuchseln. „Wie was zum Bleistift?“, fragt das Känguru. „Beispiel. Hör auf damit ich mag keine Wortverdreher. Es dient mir nur als Mittel zum Zweck.“, sage ich. „Ach was das kannst du nicht haben? Und ich dachte mit so etwas verdienst du dein Geld.“, sagt das Känguru. „Stück mal ein Rück.“, sagt es. „Was?“, frage ich. „Ich sage rück mal ein Stück.“ „Achso ich habe stück mal ein Rück verstanden!“, sage ich. „Ja genau, stück mal ein Rück ich will auch in den Schlepptop gucken!“ Das Känguru sitzt neben mir und streicht mit seiner Pfote über den Schaukelstuhl.

Jetzt sind wir also schon 8 Monate in China und obwohl du nie ein Problem mit dem Chinesischen Geheimdienst hattest, übst du dich in Selbstzensur.“, sagt das Beuteltier. „Genau, man weiß ja nie wer alles mit liest. Präventives zensieren im Falle des Falles.„, sage ich. „Dir muss echt langweilig sein.“, sagt das Känguru. „Gib mir mal lieber diese Reisschnapsbällchen!“, sagt es und wirft sich ein paar in den Mund. „Köstlich!“, ruft es. „Auch welche?“ „Nein, danke, sage ich. Mag ich nicht.“

Frag mich mal wie es in China ist.“, sage ich. „Wie ist es in China?“, fragt das Känguru. „Viel Schönes dabei.“, sage ich und nicke dazu viel sagend, beziehungsweise wenig sagend. „Ach weißt du, es ist viel passiert.“ Das Känguru blickt mich mampfend an. „Zum Beispiel habe ich eingesehen, dass sich Chinesisch nicht so schnell lernt wie gedacht. Da hat man endlich ein Niveau erreicht in dem man sich verständigen kann und zack kommt die Schriftsprache, die mit der gesprochenen Sprache fast nichts mehr zu tun hat und man steht da mit einem Haufen neuer Wörter die nur in Büchern existieren und chinesischen Sprichwörtern und Weisheiten, deren Sinn man jeweils verstehen soll und doch versteht man nur Bahnhof und fühlt sich so klein und unwissend wie ganz am Anfang. Das ist echt frustrierend. Zum Beispiel steht in einem Satz anstatt „Trivialitäten“ plötzlich etwas von Knoblauch und Hühnchen, aber dabei bedeutet das Sprichwort Trivialitäten, aber wie soll eine Langnase das denn bitte verstehen?“

Nanu.“, sagt das Känguru. „Wir wollen uns doch nicht den Spaß verderben lassen!“, sagt es und bietet mir ein paar Reisschnapsbällchen an. Zögerlich koste ich eines, spucke den Rest auf den Boden und frage angeekelt „Bäh! Wie kannst du das essen?“. „Geschmackssache.“, sagt es schulterzuckend. „Und weißt du das ist hier so wie früher in der Schule als wir Stunden absitzen mussten und mich meine Sitznachbarin immer fragte: Wie lange isch es noch? Noch 10 Minuten. Noch 9 Minuten. Noch 8 Minuten. Ding dong. Endlich.“ „Du hörst dich ziemlich begeistert an.“, sagt das Känguru. „Total.“, sage ich. „Das war jetzt ironisch gemeint, oder?“, fragt es. „Nein.“ „Aber das nein eben war ironisch gemeint, oder?“ „Ja.“, sage ich. „Lass das mal mit der Postironie, das verwirrt mich kolossal.“, sagt das Känguru.

Also ich finde China ja geil, weil es einfach niemanden auf der Straße interessiert wie rum ich hüpfe.“ „Du kannst doch gar nicht rückwärts hüpfen.“, sage ich. „Wohl.“, mault das Känguru. „Jedenfalls könnte ich hier rückwärts hüpfen. wollte ich es und es würde gar niemanden interessieren.“, sagt es. „Das stimmt.“, gebe ich zu und denke an all die Menschen die mir schon rückwärts laufend und in die Hände klatschend begegnet sind. „Es stört auch niemanden wie viele Sachen aus meinem Beutel rausgucken oder wie mein Fell aussieht.“ „Ja das ist echt schön.“, sage ich. „Irgendwie befreiend.“

Weißt du was echt blöd ist?“, fragt das Känguru. „Nee…“, sage ich. „Na dass der chinesische Geheimdienst vielleicht nur auf deinen Blog stoßen wird, weil du das Wort „chinesischer Geheimdienst“ mindestens 5 Mal in diesem Artikel geschrieben hast, obwohl es eigentlich deine Absicht war ihn zu umgehen.“ „Man sollte den Dingen ins Gesicht sehen.“, sage ich.  „Nach dem Motto: Wie komm ich hier weg bloß? Weglaufen ist zwecklos!“, kichert das Känguru.

Du begibst dich auf gefährliches Terrain.“, fügt es hinzu. „Habe ja noch nicht viel gesagt bis jetzt. Jedenfalls nicht relevantes.“, sage ich.  „Du weißt der Unterschied zwischen irrelevant und irre relevant ist verschwindend gering.“, sagt das Beuteltier. „Ja ich muss zugeben meine geheime Botschaft steckt zwischen den Zeilen.“, sage ich. „Mir scheint du hast gar keine geheime Botschaft, das war nur ein pfurzlangweiliger Blogartikel und du willst irgendjemanden an der Nase herumführen.“ „Exaktenau. Jemand liest gerade mit.“

Du hast ja gar keine Metaphern verwendet.“, sagt das Känguru. „Das war bloß eine falsche Spur.“, sage ich. „Das verwirrt die Menschen vom Geheimdienst.“

Warum steht eigentlich „stabil“ im Titel?“, fragt das Känguru. „Das ist so ein neues Wort.“, sage ich. „Man kann es als zustimmendes: „Ja, das finde ich auch.“, verwenden oder als: „Das finde ich gut!“. Es kann auch „prima, klasse, super“ ersetzen. Stabil ist so ziemlich alles was gut ist.“ „Stabil.“, sagt das Känguru nachdenklich. „Gefällt mir.“