Das Leben bunter machen
Ich wusste schon immer, dass ich nicht alle Tassen im Schrank habe, dass manche Tassen in meinem Kopf einen Sprung haben und ich dennoch gerne Tee trinke. Es gab schon immer Dinge, die mich total fasziniert haben und plötzlich kamen mir Ideen, die ich sofort in die Tat umsetzen wollte. Den Satz „Du bist ja verrückt!“, habe ich nicht nur einmal gehört und ich bin stolz darauf.
Seit ich begonnen habe Chinesisch zu lernen, habe ich das Gefühl, dass ich diese „verrückte“ Seite in mir viel besser ausdrücken kann. Chinesisch ist eine tolle Bildersprache und wenn man sie erst einmal beherrscht. dann kann man ganz schön viel Kreatives damit anstellen. Von Wortspielen, oder dergleichen bin ich noch weit entfernt, aber immerhin hatte ich in den letzten Wochen ein paar Ideen, wie man mit Hilfe chinesischer Zeichen das Leben ein bisschen bunter machen kann.
Kunst am Bau
Ich weiß nicht wie oft ich diese Statuen im Gebäude der Universität Freiburg betrachtet habe und mich beim Hochlaufen der Treppen gefragt hatte, warum sie so traurig aussehen. Die Statuen stellen die neun Musen der griechischen Mythologie dar, besonders inspirierend sehen sie meiner Meinung nach nicht aus und von oben betrachtet, hat man das Gefühl auf eine Selbsthilfegruppe Depressiver zu blicken.
Viele viele bunte Karten
Meine 1000 Vokabelkarten (Oder sind es mehr? Ich habe schon lange aufgehört zu zählen.) stapelten sich bei mir zuhause und da ich längst nicht mehr damit hinterherkomme alle regelmäßig zu üben, hatte sich bereits eine Schicht Staub über sie gelegt. An einem Abend war es dann so weit, ich wollte wissen wie das wohl aussehen würde, wenn ich alle Karten gleichmäßig um die Musen herum verteilen würde. Als ich den mittleren Teil abgedeckt hatte, welches die bunten Karten des ersten Semesters waren, wurde mir klar, dass diese Aktion lange dauern würde. Ich wusste jedoch auch, dass normale Studenten längst zuhause waren und fürchtete mich deshalb nicht vor neugierigen Blicken. Es lag ziemlich viel Staub um diese traurig aussehenden Musen, den ich nun mit meinen Vokabelkarten aufwirbelte.
Ein bunter Flickenteppich
Das Ergebnis lies sich sehen, vor allem von ganz oben, denn es sah aus wie ein großer, bunter Flickenteppich. Ich hätte nicht gedacht, dass die Fläche so groß werden würde und konnte nur mit Hilfe eines Kommilitonen die letzten Quadratmeter zu Ende bringen.
Die Aktion nimmt ihren Lauf
Es war nun 10 Uhr abends und so beschloss ich, die Karten über Nacht einfach liegen zu lassen. Den Hausmeistern versprach ich am nächsten Morgen alles wieder wegzuräumen. Doch als ich am nächsten Morgen sehr früh mit Kaffee und Frühstück neben diesem Kartenteppich auf dem Boden saß, weil ich wenigstens ein paar Minuten lang Menschen beobachten wollte, die sich versuchten zu erklären, was zum Himmel diese Karten bedeuteten, da konnte ich nicht umhin und ließ die Karten einfach liegen. Ich schrieb ein kleines Schild mit „学习汉语 – Chinesisch Lernen“ und überließ es ansonsten den Betrachten sich ein eigenes Bild zu machen. Viele zückten ihre Handys, andere bückten sich und drehten die Karten um, damit sie die Übersetzung zu den Schriftzeichen lesen konnten. Wieder andere fingen lauthals an zu lachen. Ein Student sagte: „Das ist doch verrückt!“ und ich dachte bloß „Ja, das finde ich auch.“
Eine Dame machte interessiert Fotos und meinte, dass sich diese Aktion als Dauerausstellung gut eignen würde. Nur ein einziges Mal wurde ich gefragt, ob ich denn eine Genehmigung dafür hätte. Die Reaktionen waren durchweg positiv und ich freute mich, dass ich meine anfänglichen Zweifel nicht sonderlich ernst genommen hatte.
Das ist doch unverschämt! Jaja…
Erst am Abend packte ich meine nun völlig eingestaubten Karten Stapel um Stapel wieder zusammen, nicht ohne als krönenden Abschluss einen ordentlichen Rüffel von einem empörten Hausmeister zu bekommen. Was mir denn einfallen würde, ich hätte doch versprochen am Morgen aufzuräumen. So etwas wäre unverschämt! Ich halte eigentlich alle meine Versprechen, doch in diesem Fall musste ich leider eine kleine Ausnahme machen, da zu viele Menschen offensichtlich Spaß an der Aktion hatten. Es tut mir ein bisschen Leid, aber ich werde deshalb nicht schlecht schlafen.
Fruchtsalat
Alles fing mit der Wassermelone an, in die ich 西瓜 (xīguā – Wassermelone) schnitzte. Es ging weiter mit dem Wortspiel (eines der wenigen, die ich kenne) 我的美人 welches „wodemeiren“ ausgeprochen wird und das wiederum klingt ein bisschen wie „watermelon“, bedeutet aber „mein schöner Mensch“ also „mein Geliebter“.
水果 – Früchte
芒果 mángguǒ – Mango
香蕉 xiāngjiāo – Banane
苹果 píngguǒ – Apfel
草莓 cǎoméi – Erdbeere
梨 lí – Birne
Erst als die letzte Frucht dran glauben musste, war ich zufrieden. 🙂
Die blaue Brücke
Auf der blauen Brücke in Freiburg konnte ich es mir nicht verkneifen mit der Straßenkreide, die seit Monaten in meinem Regal liegt „汉语桥我来了!“ zu schreiben, was so viel heißt wie „Chinese Bridge Competition, ich komme!“ Nur leider vergaß ich im Eifer des Gefechts das Zeichen 木 welches zur Brücke gehört und musste es am nächsten Tag dazu zu malen.
Vorfreude im Bauch
Mit großer Vorfreude fieber ich meiner ersten Reise nach China entgegen. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich so schnell die Gelegenheit dazu bekommen würde. Ich hoffe wirklich, dass ich in China sehr schnell anfangen werde fließend Chinesisch zu sprechen, denn das Sprechen fällt mir momentan noch immer besonders schwer. Ich weiß, dass die anderen Teilnehmer des Wettbewerbes alle talentiert sind und mir im Chinesischen wahrscheinlich viel voraus haben, aber auf meinen Kopf konnte ich mich schon immer verlassen. Das wird schon gut werden! Ich werde auf jeden Fall mein Bestes geben. Manchmal wendet sich das Blatt schneller zum Guten, als man gucken kann.
Fortschritt 进步
Auf die letzten Monate zurückblickend kann ich sagen, dass ich kaum glauben kann, wie viel Fortschritt in kurzer Zeit möglich ist. Danke an alle, die mir dabei geholfen haben!
谢谢大家!